Comboni Lainmissionare

Ein Plan, so alt und so neu

Comboni

“Der Geist GOTTES, des Herrn, ruht auf mir. Denn der HERR hat mich gesalbt; er hat mich gesandt, um den Armen frohe Botschaft zu bringen, um die zu heilen, die gebrochenen Herzens sind, um den Gefangenen Freilassung auszurufen und den Gefesselten Befreiung, um ein Gnadenjahr des HERRN auszurufen” (Jesaja 61,1-2a)

“Doch der Katholik, gewohnt alles in jenem Lichte zu sehen, das ihm von oben leuchtet, betrachtete Afrika nicht durch das traurige Prisma nur irdischer Vorteile, sondern im reinen Lichte seines Glau-bens. Hier erblickte er Millionen seiner Brüder, die derselben menschlichen Familie angehören, denselben Vater im Himmel haben, jedoch noch unter dem Joch des Bösen [Satan] stöhnend seufzen und unter Zulassung der göttlichen Vorsehung sich am Rande des schrecklichsten Verderbens befinden. Nur jene Liebe entflammte ihn und ließ sein Herz höher schlagen, die ihren Ursprung auf der Höhe von Golgatha genommen hat und ausgegangen ist aus der Seite des Gekreuzigten, um die ganze Welt als eine Familie zu umfassen.” (Schriften, 2742).

Liebe Mitbrüder, Friede und Wohlergehen im Herrn Jesus Christus, dem Missionar des Vaters!

Mit großer Freude und Dankbarkeit grüßen wir Euch zum Hochfest des heili-gen Daniel Comboni. Diese Feier erinnert uns daran, dass wir sowohl das Leben des Gründers, das er mit unermesslicher Leidenschaft gelebt hat, als auch seinen Tod, der als Geschenk der Liebe für die Ärmsten und Verlassensten angenommen wurde, in Erinnerung rufen müssen, damit Leben und Sendung seiner geistlichen Söhne und Töchter in unserem missionarischen Dienst wirklich “fleischgewordene Liebe” werden.

Die Feier der Geburt zum ewigen Leben (dies natalis) unseres heiligen Grün-ders fordert uns heraus, sein Charisma zu vertiefen und besser zu verstehen. Dieses lebendige Vermächtnis muss uns heute als “missionarische Jünger” Jesu, im Stile von Comboni, beseelen.

Vor kurzem haben wir den 160. Jahrestag des charismatischen Gründungser-leb-nisses gefeiert, das Comboni am 15. September 1864 während des Triduums zur Vorbereitung auf die Seligsprechung von Margareta Maria Alacoque hatte, wäh-rend er am Petrusgrab in Rom betete. Diese Erfahrung veranlasste ihn, den Plan für die Erneuerung Afrikas zu entwerfen. Dieser Plan ist nicht nur ein Text, eine einfa-che operative Strategie oder ein gehegter Traum, sondern die Frucht einer Einge-bung “von oben”, d.h. vom Heiligen Geist, der Comboni “berufen” und gesandt hat, das Evangelium Jesu den Ärmsten und Verlassensten zu verkünden.

Dank seiner großen Leidenschaft für die Rettung der Afrikaner und seines mis-sionarischen Eifers, hat er diesen Plan mit seinem Leben “in die Tat umgesetzt”. Nach ihm haben seine Missionare und Missionarinnen – seine echten “Söhne und Töchter”, die sich seinen Traum zu Eigen machten – diesen Plan mit ihrem Leben, ihrer Großzügigkeit, ihrem Opfergeist und ihrem apostolischen Mut weiterhin “verwirklicht”. Heute führen wir diesen Plan weiter, indem wir die ursprüngliche Inspiration des Gründers erweitern und aktualisieren, nicht nur mehr in Afrika, son-dern auf allen Kontinenten, mit demselben Geist (Charisma), in der heutigen Welt, die immer noch von Menschen und Völkern bewohnt wird, die leiden, an den Rand gedrängt, ausgebeutet und verleumdet werden, Opfer schrecklicher Ungerechtigkei-ten sind und sogar umgebracht werden. In den letzten Monaten hat sich die Lage im Sudan aufgrund eines scheinbar nicht enden wollenden Konflikts besonders drama-tisch entwickelt.

Wir sind die “Erben” eines wahren Schatzes, der mehr denn je “inspiriert und lebendig” ist. Und es tut uns gut, uns die wichtigsten Erkenntnisse dieses Plans immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Ich zähle einige auf.

Erstens die Überzeugung, dass die Evangelisierung Afrikas von den Afrika-nern selbst durchgeführt werden muss. Sie dürfen nicht nur einfache Zuschauer bleiben, sondern müssen zu Protagonisten ihrer eigenen neuen Geschichte von Freiheit und Würde werden.

Zweitens der eindringliche Appell an die gesamte Kirche, in ihrer Gesamtheit die Evangelisierung Afrikas zu fördern, indem sie alle in der Welt vorhandenen mis-sionarischen Kräfte aufruft, in synodalem Geist zusammenzuarbeiten.

Drittens, die Mission als untrennbares Paar von “Verkündigung des Evangeli-ums” und “Förderung des Menschen” zu betrachten. 100 Jahre mussten vergehen, bis die Kirche das Zweite Vatikanische Konzils (1962-65) einberief und Papst Paul VI. die regelmäßige Einberufung der Bischofssynode (1965) ankündigte. Die dritte Synode, im Jahr 1971, hat ein sehr starkes Dokument veröffentlicht, das in der La-ge war, das aktive Handeln der Kirche in Fragen der globalen Gerechtigkeit und des Friedens zu unterstützen. Besonders mutig und prophetisch war die folgende Erklä-rung der Bischöfe: “Der Einsatz für Gerechtigkeit und die Mitwirkung an der Ver-wandlung der Welt erscheinen uns eindeutig als eine konstitutive Dimension der Verkündigung des Evangeliums, d.h. der Sendung der Kirche zur Erlösung des Menschengeschlechts und zur Befreiung von allen unterdrückerischen Zuständen” (Gerechtigkeit in der Welt, 6).

Wir können nicht umhin, die Prophetie, die Aktualität und die Dringlichkeit des im Plan formulierten missionarischen Vorschlags anzunehmen, der von authen-tischem, missionarischem Geist und von Strategien geprägt ist, die auch für unsere Zeit und die heutige Menschheit gültig sind. Es ist nicht unrechtmäßig, in Combo-nis Vision eine echte Übereinstimmung mit dem Thema der Synode über die Synodalität wahrzunehmen, die derzeit in Rom stattfindet und die wir Söhne Combonis von heute uns zu eigen machen sollen.

Um jedoch den Reichtum der Vision des Plans zu entdecken und in unserem Leben umzusetzen, müssen wir die tiefe Gebetshaltung und die Offenheit unseres Gründers gegenüber dem Geist haben. Bitten wir den Heiligen Geist, auf uns herab-zukommen, so wie er auf ihn herabgestiegen ist und ihn befähigt hat, “die Stunde Afrikas zu sehen” und in sich den unbändigen Wunsch zu verspüren, sich selbst als “freie Gabe” einer neuen afrikanischen Mission zu widmen, die auf die Dringlich-keiten und Herausforderungen ihrer Zeit antwortet.

Letztlich geht es darum, den Mut zu haben, immer wieder neu vom Herrn her zu beginnen, sich von seinem Geist anfeuern zu lassen, ohne jemals in die Versu-chung der Selbstbezogenheit zu fallen, die die Mission nicht nur verarmt, sondern auch zerstört, wie uns die Regeln von 1871 sagen: “Der Missionar Afrikas, losgelöst von sich selbst und ohne jeglichen menschlichen Trost, arbeitet einzig für seinen Gott, für die verlassensten Menschen, für die Ewigkeit” (Regeln des Missionsinstituts für Nigrizia, 1871; Schriften 2702).

Es ist offensichtlich, dass der von Comboni konzipierte Plan, bevor er ein schriftliches Dokument wurde, ein Traum und eine Leidenschaft war, eine unbändi-ge Kraft in seinem Herzen, die sich in Nächstenliebe entlud. Man kann sagen, dass der Plan Ausdruck einer ganz und gar echten und innigen Liebe ist, so dass er Quelle der Mission wurde.

Auch wir brauchen eine ähnlich Liebe! Fragen wir uns: Welche Leidenschaften treiben mich an, um die Mission heute zu leben? Wie schlägt mein Herz, wenn ich auf Ungerechtigkeit, Unterdrückung, kalte Gleichgültigkeit und die vielen anderen Übel unserer heutigen Gesellschaft stoße? Gibt es in meiner täglichen Routine noch Raum, Zeit und Offenheit für Gott, damit sein Geist in mein Herz eindringt und es unterstützt? Inwieweit drängt mich meine Liebe zu den Armen, mich ganz für sie hinzugeben, und erweckt in mir eine Kraft, die mein Leben in ein Liebesgeschenk verwandelt?

Im “Missionsmonat” Oktober haben wir die Gelegenheit, die Bischofssynode zu verfolgen und zu erleben. Nutzen wir diese Erfahrung kirchlicher Gemeinschaft, indem wir aufrichtig zuhören, uns brüderlich begegnen und gemeinsam vorwärts-gehen, im Bewusstsein, dass Combonis Geist auch uns inspirieren und helfen kann, unsere Schwächen zu überwinden und Früchte hervorzubringen, die Ausdruck der immerwährenden Sorge Gottes um alle seine Söhne und Töchter sind, besonders um die Schwächsten und die Leidenden.

Wir bitten um die Gnade, dass unsere Comboni-Familie von einer echten Liebe beseelt wird, als konkrete Antwort auf die Herausforderungen der heutigen Mission, immer bereit, auf der Seite der Armen zu stehen.

Herzliche Grüße und gesegneten Festtag!

Rom, 10. Oktober 2024

Der Generalrat MCCJ

Zum Herz Jesu-Fest

Corazón de Jesús

EinLeitung

Corazón de Jesús

Wir geben diese Broschüre als ergänzende Arbeitshilfe heraus. Sie soll uns dabei unterstützen, das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu (16. Juni) intensiver zu leben, indem wir die Einladung des XIX. Generalkapitels aufgreifen, unsere Spiritualität zu vertiefen und anzunehmen, die durch einige besondere Elemente gekennzeichnet ist, die unsere Identität als Comboni-Missionare des Herzens Jesu ausmachen.

Wir bitten die Mitbrüder aller Gemeinschaften, diese Arbeitshilfe zu studieren und herauszufinden, wie sie sich am besten auf das Hochfest vorbereiten können: Vielleicht entscheiden wir uns für einen Tag der Exerzitien oder eine Reihe von Treffen zum Gebet und/oder Austausch …

Der grundlegende Text, der unsere Überlegungen leiten soll, steht in Nr. 3 der Lebensform:

Der Gründer hat im Geheimnis des Herzens Jesu die Kraft für seinen missionarischen Einsatz gefunden. Die vorbehaltlose Liebe Combonis zu den Völkern Afrikas hatte ihren Ursprung und ihr Vorbild in der Erlöserliebe des Guten Hirten, der am Kreuz sein Leben für die Menschheit hingegeben hat: „Im Vertrauen auf dieses Heiligste Herz … bin ich immer mehr bereit, für Jesus Christus und für das Heil der unglücklichen Völker Zentralafrikas zu leiden … und zu sterben“ (Schriften, 4290).

Dies sind die Worte des XIX. Generalkapitels:

12.         Wir träumen von einer Spiritualität, die uns weiterhin hilft, als brüderliche Familie von geweihten Personen zu wachsen, die in Jesus, in seinem Wort und in seinem Herzen verwurzelt sind, ihn in den Gesichtern der Armen und in der konkreten Erfahrung des heiligen Daniel Comboni betrachten, um Mission zu sein.

14.3 Wir verpflichten uns, uns den grundlegenden Aspekten des Charismas (z.B. das Kreuz, das Herz Jesu, die Option für die Ärmsten und Verlassenen) durch die Vision, den Geist und das Feingefühl von Comboni uns zu öffnen, um zu den Wurzeln seiner Spiritualität vorzudringen und sie uns wieder anzueignen.

Wir können unser missionarisches Leben als eine „Reise“ betrachten, die im Herzen Jesu beginnt, dann unsere Herzen berührt, um schließlich die Herzen der Menschen zu erreichen, mit denen wir sowohl Geschichte als auch Schicksal teilen. Geweihte Menschen zu sein – oder besser gesagt zu werden -, die in Jesus, in seinem Herzen verwurzelt sind, bedeutet, das zu werden, was wir sind, zum Beispiel die Identität zu verwirklichen, die wir dank des heiligen Daniel Comboni vom Herrn erhalten. Comboni-Missionare des Herzens Jesu ist unser Name.

Am Ende unserer Lebensform befindet sich ein Text über den Namen des Instituts, in dem dargelegt wird, was die Wahl des neuen Namens im Jahr 1979 inspiriert hat. Es ist hilfreich, diesen Text noch einmal zu lesen und darüber zu meditieren, als einen ersten Moment des Studiums.

Unsere Lebensform Nr. 3 bietet uns die Erfahrung Combonis: Sein missionarischer Einsatz und seine bedingungslose Liebe zu den Völkern Zentralafrikas hatten ihren Ursprung und ihr Vorbild „in der Erlöserliebe des Guten Hirten“, der sein Herz durchbohren lässt. Comboni selbst, der seine Erfahrung immer bewusster wahrnimmt, spricht von sich folgendermaßen:

„Jene Liebe [..] ließ sein Herz höher schlagen [..] Eine göttliche Kraft trieb ihn gleichsam in diese [..] Länder, um jene unglücklichen Brüder, [..] in seine Arme aufzunehmen und ihnen den Kuss des Friedens zu geben.” (Schriften, 2742).

Das Herz Jesu ist die Seele der Mission und ihre grundlegende Motivation.

Es ist zweifellos gut, Programme, Strategien und Strukturen für die Mission zu suchen und zu schaffen, aber wir sollten nicht vergessen, dass wir vor allem dazu berufen sind, „die Gnade zu entfachen“. (2 Tim 1, 6ff). Die Versuchung könnte eine Ermüdung (Trägheit) sein, die die Seele austrocknet und Pessimismus, Fatalismus, Misstrauen und Lauheit hervorruft, oder den Wunsch, „Protagonisten“ zu werden, als ob wir das A und O der Mission wären.

Diesbezüglich könnten wir einige Texte aus Evangelii Gaudium: 26; 259; 264; 266-267 heranziehen.

Betrachten und annehmen

Um uns in den Empfindungen des Herzens Jesu, des Sohnes Gottes, zu verwurzeln, entwickelt sich der Weg, den unsere Lebensform als Frucht bewusster Erfahrung vorschlägt, um zwei Worte herum: betrachten und annehmen.

Mit anderen Worten, die wir in den Evangelien finden, können wir sagen: „Kommt zu Jesus“, „Seht in ihm den Geliebten, der vom Geist des Vaters geweiht ist“, „Nehmt ihn in euch auf, um euch seine Gefühle immer mehr anzueignen“ …

Dies geschieht vor allem dann, wenn wir dem Herrn Jesus erlauben, in die Tiefen unseres Herzens einzudringen und jene Gefühle, Gedanken, Einstellungen und Wünsche ans Licht zu bringen, die nicht zu denen gehören, die dem Herrn geweiht sind.

Lassen wir zu, dass Jesus uns heilt, erneuert und verwandelt. Dann werden wir zu Menschen, die „von Christus besiegt“ und von dem Wunsch beseelt sind, andere für ihn zu gewinnen (vgl. Ph 3,2).

„Betrachten“ und „Annehmen“ werden nicht zu „freiwilligen“ Handlungen, da sie in Wahrheit „Gnaden“ sind, auf die wir mit unserem Bewusstsein und unserer Verfügbarkeit antworten.

  1. Wir können „betrachten“ so beschreiben:
  • „Unsere Augen auf Jesus gerichtet halten“;
  • „am Fuße des Kreuzes zu stehen“, als eine wichtige Etappe eines langen Weges, auf dem wir die Taten Jesu gesehen und seine Worte gehört haben, auch wenn wir sie nicht ganz verstanden haben;
  • „zu den Füßen des Gekreuzigten zu stehen“, um die Gaben zu empfangen, die aus seinem Herzen zu uns kommen: sein Geist, das Wasser und das Blut; Maria…;
  • „uns mit Christus bekleiden“, uns sein „Gewand“, seine Gefühle zu eigen machen;
  • „unser Herz durchdringen lassen“, damit die Gaben unseres Herrn nicht an der Oberfläche unseres Herzens bleiben, sondern es tief durchdringen.
  1. „Annehmen“ beinhaltet:
  • dass wir uns die Empfindungen Christi zu eigen machen, so dass sie wirklich in uns eindringen, die wir bereit sind, sie allmählich zu verinnerlichen, damit sie unsere Handlungs- und Verhaltensweisen bestimmen, unsere Entscheidungskriterien berühren, unsere Wünsche formen und unsere Ziele stärken;
  • dass wir, wenn wir die Gefühle Jesu annehmen, in uns selbst – oder in unserer Nähe – Hindernisse, Hemmnisse und Schwächen entdecken;
  • dass dies dazu führt, dass wir Jesus erneut tiefer „betrachten“, uns von seiner Anziehungskraft bewegen lassen und seine Vergebung, seine Kraft und seine Gnade suchen;
  • dass die Schwierigkeiten, denen wir begegnen, unser geistliches Leben nicht auslöschen, sondern es stärken und wachsen lassen;
  • Das „Annehmen der Gefühle Jesu“ kann in uns zu einem inneren Bedürfnis werden, „in ihm verwurzelt zu bleiben“.

Einige Texte, die uns aufklären können

„Doch über das Haus David und über die Einwohner Jerusalems werde ich einen Geist des Mitleids und des flehentlichen Bittens ausgießen. Und sie werden auf mich blicken, auf ihn, den sie durchbohrt haben. Sie werden um ihn klagen, wie bei der Klage um den Einzigen; sie werden bitter um ihn weinen, wie man um den Erstgeborenen weint. (Sacharja 12,10).

„Und ein anderes Schriftwort sagt: Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben.“ (Johannes 19, 37).

Siehe auch: Apokalypse 1, 1-48; Johannes 15.

Aus den Regeln für das Institut für die Missionen in Afrika – 1871:

„Die Schüler des Instituts erwerben sich diese Wesenseigenschaft erwerben dadurch, dass sie fest auf Jesus Christus schauen, ihn innig lieben und sich bemühen, immer besser zu verstehen, was ein am Kreuz für das Heil der Menschen gestorbener Gott zu bedeuten hat.“ (Schriften 2721).

Unsere Lebensform Nr. 3.2, zählt drei innere Haltungen Christi auf, die der Comboni-Missionar aufgrund der gleichen Berufung Jesu und der Comboni-Missionar betrachten und annehmen soll:

  • seine vorbehaltlose Hingabe an den Vater;
  • seine weltumfassende Liebe;
  • seine Teilnahme am Schmerz und an der Armut der Menschen.[1]
  1. Die vorbehaltlose Hingabe Jesu an den Vater

Wir könnten mit diesen Texten aus Johannes beten:

„Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen, lässt die Schafe im Stich und flieht; und der Wolf reißt sie und zerstreut sie. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.“ (Joh 10,11-18).

„Aber die Welt soll erkennen, dass ich den Vater liebe und so handle, wie es mir der Vater aufgetragen hat.“ (Joh 14,31).

„Denn ich habe nicht von mir aus gesprochen, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen und reden soll. Und ich weiß, dass sein Auftrag ewiges Leben ist. Was ich also sage, sage ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.“ (Joh 12,49-50).

Wir betrachten Jesus als den Sohn, der nach dem Plan des Vaters lebt und wirkt, den er gesehen und gehört hat (Joh 5) und den er in der Freiheit der Liebe des geliebten Sohnes angenommen hat. Jesus kann sagen, dass der Vater in ihm wirkt:

„Ich bin im Vater bin und der Vater ist in mir? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke.“ (Joh 14,10).

Sein Leben ist eine Antwort der Liebe auf die Liebe des Vaters (vgl. Joh 13,1-4).

  1. Die weltumfassende Liebe Christi

„Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Joh 3,16)

Die Liebe Christi drängt uns, da wir erkannt haben: Einer ist für alle gestorben, also sind alle gestorben. Er ist aber für alle gestorben, damit die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde. (2 Kor 5,14-15).

Wir denken an das Zeugnis des Evangeliums von Jesus, dem Pilger, der in die Städte und Dörfer zieht. Wo immer Männer und Frauen leben, dort ist er gegenwärtig:

Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen.“ (Mk 1,38).

Jesus begegnet den Menschen überall: in den Synagogen und in den Häusern, auf den Plätzen und auf den Straßen, auf dem Berg und am Seeufer… Er begegnet Männern und Frauen, Erwachsenen und Kindern, Juden und Proselyten, Syro-Phöniziern und Griechen. Er besucht nicht nur Palästina, sondern geht über die Grenzen des Gelobten Landes hinaus. Wir finden ihn in Jerusalem und in der Dekapolis.

Er redet und diskutiert mit Pharisäern, Sadduzäern, Zöllnern und Sündern … Er tut alles mit großer Liebe – eine Liebe, die er ausnahmslos allen entgegenbringt. Er hat auch eine klare Vorliebe für die Geringsten und die Ausgegrenzten.

  1. Die Teilnahme Jesu am Schmerz und an der Armut von Männern und Frauen

Hier sind einige weitere Texte, die uns in unseren Gebeten inspirieren können:

„Am Abend brachte man viele Besessene zu ihm. Er trieb mit seinem Wort die Geister aus und heilte alle Kranken, damit sich erfüllen sollte, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Er hat unsere Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen. ” (Mt 8,16-17).[2]

Die biblischen Texte zeigen, wie Jesus in die Leiden der Menschen einbezogen war. Es ist wichtig, „die Bewegung Jesu“ zu verstehen, der die Leiden der anderen auf sich nimmt, ohne sie zu beurteilen oder zu verurteilen. Jesus lässt sich so sehr darauf ein, dass er durch diese Wunden verletzt wird. Die „Wunden Jesu“ sind unsere Rettung, denn es sind unsere Wunden, die der Auferstandene auf sich nimmt.

Combonis Beteiligung …

„Obwohl körperlich erschöpft, ist mein Geist durch die Gnade des Herzens Jesu stark und ungebrochen; ich bin entschlossen … alles Leid auf mich zu nehmen und mein Leben tausendmal für die Wiedergeburt von Zentralafrika und die Afrikaner hinzugeben.“ (Schriften 5523).

„Ich bin bereit, mein Leben tausendmal hinzugeben für die hundert Millionen und mehr Afrikaner, die in jenen sengend heißen Regionen leben“ (Schriften 2409).

In seiner programmatischen Predigt, die er am 11.Mai 1873 in Khartum hielt, sind seine Worte prophetisch:

„Meine erste Jugendliebe galt dem unglücklichen Afrika. Was mir das Liebste in der Welt war, ließ ich hinter mir und kam vor sechzehn Jahren in diese Lande, um meine Arbeit für die Beseitigung des jahrhundertealten Elends anzubieten. Dann schickte mich der Gehorsam wegen meiner angeschlagenen Gesundheit in die Heimat. [..] aber ich ließ bei Euch mein Herz zurück. [..]

Heute, bei meiner Rückkehr zu Euch, habe ich mein Herz zurückerhalten, um es in Eurer Gegenwart dem erhabenen und frommen Gefühl der geistlichen Vaterschaft zu öffnen [..]. Ja, ich bin schon Euer Vater und Ihr seid meine Söhne; und als solche umarme ich Euch [..].

Seid versichert, dass ich in meinem Herzen eine grenzenlose Liebe für Euch habe, und zwar für alle Zeiten und für alle Personen. Ich kehre zu Euch zurück, um nie aufzuhören, Euch zu gehören und ganz Eurem größeren Wohl für immer geweiht zu sein. Bei Tag und bei Nacht, bei Regen und Sonnenschein werdet Ihr mich immer bereitfinden, Euch in Euren geistlichen Bedürfnissen zu helfen. Die Reichen und die Armen, die Gesunden und die Kranken, die Jungen und die Alten, die Herren und die Knechte werden in immer gleicher Weise Zugang zu meinem Herzen haben. Euer Wohl ist das meine, und Eure Leiden werden auch die meinen sein.

Ich werde mich eines jeden von Euch annehmen; und der glücklichste Tag meines Lebens wird der sein, an dem ich mein Leben für Euch hingeben kann.“ (Schriften 3156-3159).

… und unsere

Durch diese betrachteten und angenommenen Haltungen weiht uns der Geist Jesu in der Tiefe unseres Herzens ein.

Es ist möglich, die drei Gelübde in diesen Haltungen neu zu interpretieren:

  • Gehorsam, als vorbehaltlose Hingabe an den Vater;
  • Keuschheit, in der weltumfassenden Liebe;
  • Armut, indem sie sich der Ärmsten und Verlassensten annimmt.

Am Hochfest selbst können wir unsere
missionarische Weihe mit
größerem
Bewusstsein
erneuern!

Diese drei Haltungen können nicht voneinander getrennt werden, und sie können auch nicht in verschiedene Fächer eingeteilt werden. Jedes Gelübde bezieht sich auf die anderen; jedes Gelübde erfordert die anderen. Wachstum in einem Gelübde bedeutet Wachstum in allen Gelübden.

Dennoch können wir uns fragen, welches der drei Gelübde unsere persönliche Entwicklung und Reaktion am meisten herausfordert.

Wir wünschen euch allen ein frohes Fest zum Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu!

Im Namen des Generalsekretariats für Ausbildung:
P. Fermo Bernasconi, mccj
P. Alberto de Oliveira Silva, mccj
P. David Kinnear Glenday, mccj

Original: https://www.comboni.org/de/contenuti/115443


[1] Nr. 3.3 der Lebensform fügt hinzu: “Die Betrachtung des durchbohrten Herzens Christi …

  • fordert zum missionarischen Einsatz heraus, der auf die umfassende Befreiung der Menschen zielt,
  • zugleich motiviert sie zu jener brüderlichen Liebe, die ein Kennzeichen der Gemeinschaft der Comboni-Missionare sein muss”.

Wir möchten diese beiden Punkte jedoch auf ein anderes Mal verschieben.

[2] Diese Zusammenfassung enthält eine Reihe von Heilungen durch Christus, die Matthäus im Licht von Jes 53,4 interpretiert. Das vierte Lied vom Knecht Jahwes in Jesaja52,13-53,12 ist ebenfalls von Bedeutung.

Fest des Heiligen Daniel Comboni: 10. Oktober 2022

Comboni

Fest des Heiligen Daniel Comboni

“Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht” (Joh 15,5).

Comboni

“Habt Mut, habt Mut in dieser schweren Stunde und erst recht für die Zukunft. Gebt nicht auf, gebt niemals auf. Begegnet jedem Sturm ohne Angst. Habt keine Angst. Ich sterbe, aber das Werk wird nicht sterben”.

(Die letzten Worte des heiligen Daniel Comboni kurz vor seinem Tod am 10. Oktober 1881)

Liebe Mitbrüder,

Wir wünschen euch ein frohes Comboni-Fest und senden euch herzliche Grüße. Dieses Fest ist immer eine Quelle der Gnade und des Segens gewesen, und eine Gelegenheit, zur Quelle unseres geweihten Lebens nach dem Charisma Combonis zurückzukehren.

Wie das „Weizenkorn, das in die Erde fiel…”, starb unser Gründervater am 10. Oktober 1881 in Khartum. Jener „gute Samen” ist aufgegangen und bringt bis heute viel Frucht! Anlässlich seines und unseres Festes können wir nicht umhin, uns die Worte von Don Francesco Oliboni vom 26. März 1858 ins Gedächtnis zu rufen: “Verliert nicht den Mut, weicht nicht ab von eurem Ziel, setzt das Werk fort, das ihr begonnen habt; und wenn auch nur einer von euch übrig bleibt, verliere er nicht das Vertrauen, ziehe er sich nicht zurück“. Diese Worte haben, wie wir wissen, einer ganzen Generation von Missionaren in Afrika Mut gemacht, auch dem Heiligen Daniel Comboni. Mit denselben Worten hat unser Gründervater kurz vor seinem Tod seine Missionare gebeten, “der Mission treu zu bleiben“. Diese besondere Gnade, der Mission treu zu bleiben, wollen wir heute von Gott und Maria, der Mutter Afrikas, erbitten.

Der Comboni-Festtag 2022 ist reich an Gnade und Segen. Zunächst einmal haben wir heute, fast drei Monate nach der Feier des 19. Generalkapitels unseres Instituts, offiziell die Kapitelsdokumente veröffentlicht. Am 20. November, in genau vierzig Tagen, findet in Kalongo (Uganda) die Seligsprechung von Pater Giuseppe Ambrosoli statt. Zudem feiern in Verona die  Comboni-Missionsschwestern, unter dem Eindruck des Opfers ihrer Mitschwester Maria De Coppi, die am 6. September in Mosambik erschossen wurde, in diesem Monat Oktober ihr XXI. Generalkapitel. Alle diese Gedenktage sind für uns Momente der Gnade und des Wachstums, die dem Fest des heiligen Daniel Comboni einen Hauch und einen Duft von Heiligkeit verleihen. Gleichzeitig laden sie zu  Besinnung und intensivem Gebet ein, um unsere Identität als Comboni-Missionare zu erneuern, eine immer innigere Beziehung zu unserem Vater und Gründer und zur gesamten Mission der Kirche aufzubauen.

Das vorbildliche Leben unseres Vaters und Gründers fordert uns immer wieder heraus, trotz unserer Grenzen und Schwächen weiterzugehen und die “Heiligkeit” als ein Geschenk Gottes anzunehmen, was unsere Lebensweise prägen wird. Comboni möchte uns heute dieselben Worten ans Herz legen, mit denen er seine Missionare, Missionarinnen und Laien herausforderte, anleitete und ermutigte, manchmal mit sanften, manchmal mit harten Worten, aber immer wie ein Vater, der seine Kinder liebt. Schärfen wir also unsere Fähigkeit zuzuhören und öffnen wir unser Herz und unseren Verstand, um seine väterlichen Worte aufzunehmen, so dass unsere Beziehung zu ihm immer tiefer, anregender und fruchtbarer werde.

An diesem Festtag wollen wir das Lebensbeispiel, die Entscheidungen und die Entschlossenheit unseres Gründers betrachten und darüber nachdenken. Bitten wir demütig um seine Fürsprache, damit auch wir unserer Berufung als geweihte Personen und Missionare im Dienst des Volkes Gottes treu bleiben. Richten wir unseren Blick stets auf das Herz Christi und lieben wir ihn innig, damit er weiterhin die einzige Quelle unseres Lebens und die treibende Kraft unserer Mission bleibt. Denn ohne die radikale Rückkehr zu Christus und zum Comboni-Charisma wird unsere Mission keine Frucht bringen.

Machen wir uns den Wunsch des Heiligen Daniel Comboni zu eigen, dass unsere Gemeinschaften kleine Apostelgruppen werden, in denen die Mitbrüder zusammenkommen können, um gemeinsam zu feiern, zu reflektieren und zu beten, und zwar im synodalen Geist, der nach Möglichkeit auch die Laien einbezieht, mit denen wir in den Missionen und in der Ortskirche zusammenarbeiten.

Bitten wir den Heiligen Daniel Comboni um seine Fürsprache für die Entscheidungsprozesse anlässlich der Wahl der Provinz-/Delegationsoberen und deren Räte. Gott möge uns heilige und fähige Obere schenken, die unsere Mission und unser Institut lieben, um die Mitbrüder entsprechend zu inspirieren und zu begleiten, die Einsätze/Prioritäten der Provinz/Delegation zu fördern und zu koordinieren und dabei auf die Leitlinien des 19. Generalkapitels zu achten.

Maria, die Mutter der Kirche, möge für uns Fürsprache einlegen.
Wir wünschen euch allen ein frohes Comboni-Fest.
Der Generalrat MCCJ

190. Jubiläum der Geburt des Hl. Daniel Comboni

Daniel Comboni

«Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! (Lk 12,49)

Das Feuer am Leben erhalten

Daniel Comboni

Einführung . Die Feier des 190. Geburtstages von Daniel Comboni (Limone sul Garda, 15. März 1831) und seines 140. Todestages (Khartum, 10. Oktober 1881) lädt uns ein, unseren charismatischen Gedenktag festlich zu begehen und den Geist anzurufen, der sein Leben von der Geburt bis zum Tod erleuchtet hat. Seine Seligsprechung (17. März 1996) vor 25 Jahren war ein charismatisches Geschenk für die ganze Comboni-Familie. Aus jenem Anlass[1] haben die Generalräte eine gemeinsame Botschaft und einen gemeinsamen Brief veröffentlicht. Darin ermutigten sie die Mitglieder unserer Missionsfamilie, mit Freude und geistlichem Blick auf unseren Vater zu schauen und uns von ihm zu einem fruchtbaren Missionsdienst inspirieren zu lassen. Mit der Heiligsprechung nahm ihn die Kirche in das Verzeichnis der Heiligen auf, erkannte die Gültigkeit und Bedeutung seines Missionscharismas an und empfahl ihn als Modell christlichen Lebens und der Mission, als Beispiel und Paradigma eines umfassenden missionarischen Einsatzes, das Kontinente und unterschiedliche Völker in Begeisterung für Gott und die Menschheit vereint. Auch zu jenem Anlass richteten die Generalräte eine Botschaft[2] und einen Brief[3] an uns und luden uns ein, zum heiligen Daniel Comboni als Zeugen und Lehrer der Heiligkeit und der Mission aufzuschauen, zu der wir berufen sind und die wir erfüllen. Der heutige Brief ist Teil dieser Erinnerungsreihe und der Aktualität des charismatischen Geschenks, das dem heiligen Daniel und in ihm uns allen anvertraut wurde: ein Geschenk Gottes, das jede Comboni-Generation wiederzubeleben versucht.

Betrachten wir unsere Wurzeln. Das Gedächtnis der Geburt des Hl. Daniel Comboni lädt uns ein, vor allem seine familiären, kirchlichen und gesellschaftlichen Wurzeln zu betrachten, die ihn so sehr prägten und zu denen er immer wieder „zurückkehrte.“[4] Er wurde in schwierige Zeiten hineingeboren. Seine Eltern waren als Migranten nach Limone gekommen, um dort Arbeit zu suchen. Sein Vater Luigi Comboni war im Alter von 15 Jahren im Dezember 1818 von Bogliaco nach Limone gezogen. Die Mutter, Domenica Pace, wurde in Limone (31. März 1801) geboren, aber ihre Familie stammte aus dem Bergdorf Magasa. Luigi und Domenica heirateten am 21. Juli 1826 in der Kirche San Benedetto und hatten laut Taufregister sechs Kinder; dazu zwei tote Zwillinge  die nicht getauft werden konnten.[5]

„Daniel Comboni wuchs mit seinen Eltern im bescheidenen Haus von Tesöl auf und erlebte die Freuden und Sorgen der Familie. Von seinen Brüdern überlebten nur Vigilio (1827-1848) und Marianna (1832-1836).”[6] Er liebte und schätzte seine Mutter und seinen Vater sehr. Seine Mutter starb am 14. Juli 1858 während seiner ersten Afrikareise. Mit seinem Vater Luigi führte Daniel einen “umfangreichen Briefverkehr”, in dem er die Frömmigkeit und den Einfluss der Eltern auf sein Leben und seine missionarische Berufung hervorhob. In diesen Briefen finden sich die menschlichen und christlichen Elemente, die den „Humus“ bildeten, „auf dem die Berufung und die Mission des Hl. Daniel gediehen (die Erinnerung an die Schönheit des Sees und der Berge, die Begeisterung für den Glauben und das christliche Leben, die Verehrung des Kreuzes, die Betrachtung der Liebe und des durchbohrten Herzens, die Leidenschaft für Gott und die Bedürftigsten): „Nur Mut, lieber Vater, mein Herz ist immer bei Euch, jeden Tag spreche ich mit Euch, ich bin bei Euren Sorgen und ich habe einen Vorgeschmack der Freuden, die Gott im Himmel für Euch bereithält. Also Mut. Möge Gott der Mittelpunkt unserer Verbindung sein, möge er unsere Unternehmen und unsere Geschicke leiten, und freuen wir uns, dass wir es mit einem guten Herrn zu tun haben, mit einem treuen Freund, mit einem liebevollen Vater.”[7] Die Gedenkfeier seines 190. Geburtstages bietet uns eine neue Gelegenheit, mit ihm, seiner Familie und seinen kirchlichen Wurzeln vertrauter zu werden, und auf diesem geistlichen Hintergrund das Bewusstsein für unsere eigenen Wurzeln zu stärken, das unserer Persönlichkeit und der spirituellen Fruchtbarkeit unseres Missionslebens Stabilität gewährleistet. Und diese Feier gibt uns, als Comboni-Familie, zusätzlich die Gelegenheit, uns in die Rolle von Limone zu vertiefen und die Zusammenarbeit fortzuführen, die am Geburtsort des Hl. Daniel Comboni begonnen wurde.

Loyalität inmitten von Widrigkeiten . Die Gedächtnisfeier anlässlich des 140. Todestages von Daniel Comboni lädt uns ein, sein Leben vom höchsten Akt der Selbsthingabe für die Erneuerung Afrikas aus zu betrachten. In den Briefen, die er während der letzten Monate seines Lebens geschriebenen hatte, erscheint er als ein von Schwierigkeiten umgebener aber als fest im Glauben verankerter Missionar: Hungersnot, Seuchen, Trockenheit, unzureichende materielle Mittel, die missionarischen Initiativen weiterzuführen, Krankheit und Tod seiner Missionare … In seinen Worten sind das „trostlose Zeiten“, in denen „es so viel Not zu lindern gibt.”[8]

Inmitten dieser Schwierigkeiten steht Comboni fest im Glauben an Gott und in der missionarischen Vision verankert, die sein Leben immer inspiriert und aufrechterhalten haben. „Ich freue mich über das Kreuz, das Triumph und ewiges Leben erzeugt, wenn es bereitwillig aus Liebe zu Gott getragen wird”: diese Worte[9] enthalten, in einem entscheidenden Moment, den Gemütszustand seines ganzen Lebens. Diese Rückkehr zum Fuß des Kreuzes, zur Betrachtung des durchbohrten Herzens, in dem alles begonnen hatte, erfüllt die Zeit seiner Rückkehr zum Vater mit Licht und Zuversicht. Sie ist der Ursprung seines Vertrauens und des Mutes für die Gegenwart und besonders für die Zukunft”[10], das Comboni seinen Missionaren im Moment des Abschieds einflößt:[11] „Ich sterbe, aber das Werk wird nicht sterben!“

Die beiden Gedenktage, die wir dieses Jahr begehen, umreißen einen Lebensweg, in dem die Kraft des Geistes im Leben des heiligen Daniel Gestalt annimmt und ein kleines Stück „von der grenzenlosen Liebe” Gottes wahrnehmbar und lebendig werden lässt;[12] er lässt sich von der Liebe, die er betrachtet, „umgestalten“ und richtet seinen Blick auf den gekreuzigten Jesus. Der Hl. Daniel hinterlässt uns ein Zeugnis, das in unserer heutigen Zeit Leben hervorbringt.

Zwischen Geburt und Tod. Wir feiern diese Gedenktage des Hl. Daniel Comboni nach dem Corona-Pandemie Jahr 2020. Das neue Jahr 2021 begann auf der ganzen Welt immer noch unter dem Zeichen der Unsicherheit und der Gesundheits- und Wirtschaftskrise. Die Comboni-Familie leidet unter den Folgen dieser Situation: Wir haben Missionare und Missionarinnen verloren, die uns durch jahrelange Missionsarbeit mit ihrem Zeugnis bereichert haben und auf ein ruhiges Altersdasein hofften;[13] der Ablauf unserer Arbeiten ist zum Stillstand gekommen und unsere Pläne und Projekte sind unterbrochen worden. Reisebeschränkungen haben uns auf die Probe gestellt und unsere Kreativität herausgefordert, um den Armen und Geringsten nahe zu sein, die am meisten unter den Folgen der Pandemie leiden; wir sehen keinen Weg und keinen Zeitpunkt und teilen das Gefühl der Verwirrung und des Verlustes, das viele unserer Brüder und Schwestern überwältigt.

Wenn wir unseren Blick auf Daniel Comboni richten, sehen wir, in der Spannweite seines Lebens und seiner missionarischen Berufung, zwischen Geburt und Tod, wie er in der Zeit der Krise und der Unsicherheit die Bewegungen des Geistes zu erkennen und auf sie zu warten vermochte; seine Pläne zu überprüfen und seinen Missionseinsatz zu erneuern; das Kreuz und die Schwierigkeiten zu umarmen; in ihnen das Zeichen der liebenden Gegenwart Gottes und seines geheimnisvollen Handelns zu entdecken; eine göttliche Stunde mit der Verheißung neuen Lebens. In allen diesen Situationen lässt er sich von der Liebe Gottes für Afrika verlocken und macht sich nichts daraus, zu einer kleinen Gruppe zu gehören; er hält durch, träumt, nimmt Risiken auf sich und opfert sein Leben auf, ohne die Mühen zu scheuen. Von ihm lernen wir Haltungen, die wir brauchen, um unsere Zeit heute, so unsicher sie auch ist, als eine gottgegebene Zeit zu leben: Geduld und Treue zur missionarischen Berufung; die Fähigkeit, sich mit Einfallsreichtum einzubringen; den Menschen und Gott immer in den Mittelpunkt zu stellen; Gemeinschaftssinn (Zönakel zu sein), der uns zusammenhält, unsere charismatische Identität und unsere missionarische Berufung in der heutigen Kirche stärkt.

Daniel Comboni gibt uns den Rat, uns wegen der Last der Covid-19 Pandemie und der negativen Auswirkung der physischen Distanz nicht abzukapseln; Konkurrenz und Konflikte zu überwinden; den Geist  der Zusammenarbeit zwischen Laien, Schwestern, Brüdern, Priestern zu erneuern; das Gemeinschaftsgefühl und das geschwisterliche Miteinander zu stärken, was Comboni seinen Missionaren empfohlen hatte; die Hoffnung auch in der Dunkelheit zu bewahren und die Macht der Widerstandsfähigkeit und der Fürsorge neu zu entdecken;  die laufenden Veränderungen zu akzeptieren und dort Chancen zu entdecken, wo andere Misserfolge sehen; Geburt und Tod als Durchgangstüren anzunehmen, als Herausforderungen zur Kreativität und als Gelegenheit, sich gegenseitig zu stützen; Verluste (von Leben, Arbeitsplätzen, Gesundheit und wirtschaftlicher Sicherheit…) als Chance zu betrachten, uns zu bekehren und gegenseitig zu unterstützen und Einzelpersonen, Familien und Gemeinschaften beizustehen. In der Pandemie haben wir zusammengehalten, Informationen ausgetauscht und Prozesse wie das Forum über das Dienstamt in die Wege geleitet, das über Zoom durchgeführt wurde. Die gegenwärtige Lage drängt uns, nach neuen Wegen zu suchen, um als Comboni-Familie zusammenzuhalten, schwierige Momente und Veränderungen gemeinsam zu bewältigen und die Prozesse der Zusammenarbeit fortzusetzen.[14]

Das Zeugnis des Hl. Daniel Comboni hilft uns zu verstehen, dass das, was wir gerade erleben, in der unmittelbaren Zukunft nicht einfach eine Rückkehr zu Altbekanntem sein wird. Er weist auf Kriterien hin, die uns helfen, die uns wichtigen Werte zu eigen zu machen: wie Freundschaft und Liebe zur Familie und zu Freunden; das Interesse am gemeinsamen Schicksal der Menschheit, das durch die Pandemie und die Umweltkatastrophen bedroht wird; der Einsatz bei den sozialen Veränderungen (vom Klimawandel bis zur Pflege des gemeinsamen Hauses und der Gesundheit eines jeden Menschen …), indem wir mit Kreativität unseren Beitrag leisten, auf Überflüssiges verzichten und Solidarität fördern.

Diese Haltungen wurzeln im Glauben, in einer starken „Gottesbeziehung“ und einem „großen Einsatz für seine Herrlichkeit und das Wohl der Menschen“, vor allem der Armen und Ausgegrenzten, die der Hl. Daniel Comboni als Heilmittel empfiehlt, um dem Stress der Pandemie und der Unsicherheit unserer Zeiten entgegenzuwirken. Er inspiriert uns, die Welt und die täglichen Ereignisse im Glauben zu betrachten[15] und betont, dass der Missionar/Missionarin, der/die diesen Blick nicht hätte, sich in einer Art Leere und unerträglicher Isolation befinden würde.[16] Es zeigt uns den Weg der treuen Nachfolge: „… fest auf Jesus Christus schauen, ihn innig lieben und sich bemühen, immer besser zu verstehen, was ein am Kreuz für das Heil der Menschen gestorbener Gott zu bedeuten hat… .“[17] Comboni spricht von „einem Licht, das ihm von oben kommt“, das aus dem durchbohrten Herzen hervorgegangen ist und das der Missionar/die Missionarin am Fuß des Kreuzes auffängt, um es als Feuer, das den eigenen Einsatz nährt, für die Erneuerung der Menschen und die Umgestaltung der Gesellschaften, in denen er lebt, überallhin zu tragen.[18]

Dieses Feuer am Leben erhalten. Das Gedächtnis von Geburt und Tod des Hl. Daniele Comboni erinnert uns daran, dass die größte Herausforderung, die wir gerade erleben, genau diese ist: das Feuer am Leben zu erhalten, diesen göttlichen Funken in unseren Herzen und „die Schönheit der geistigen Vaterschaft des heiligen Daniel zu spüren, dessen Herz brannte und (…) der es verstand, das Feuer des Evangeliums jenseits der Grenzen trotz Unverständnisse und kleinlicher Visionen, prophetisch zu entzünden (…), und eine innovative missionarische Vision zu verwirklichen.“ Die Treue zu Daniel Comboni zeigt sich darin, „dass wir auf dem von ihm begonnen Weg bleiben“ und „an die Kraft des Feuers des Geistes glauben (…), der auf uns herabkommt, um uns zu mutigen Stammgästen der Zukunft werden zu lassen.“[19]

Generalräte der SMC, MSC und MCCJ und des Internationalen Komitees der CLM



[1] Schreiben vom 23. Februar 1996 zum Tag der Versöhnung. Die Nachricht ” Blick auf den Felsen, aus dem wir gehauen wurden ” stammt vom 6. April 1995.

[2]Geschenk, das empfangen und vertieft werden soll ” vom 15. März 2003.

[3]Daniel Comboni, Zeuge der Heiligkeit und Meister der Mission ” vom 1. September 2003.

[4] Sowohl die Besuche im Hause in Limone wie vor allem mit Briefen an den Eltern, der Vater einst verschwundene Mutter, Cousins, die Priester und die Bürger von Limone. Die ” Briefe von Comboni mit seinem Vater nimmt uns mit 31 Buchstaben. Die erste ist geschrieben von Kairo 19. Oktober 1857, dem ” letzten 6. September 1881, einen Monat vor seinem Tod.

[5] Positio , Rome 1988, Vol . Ich, p . 14.

[6] Mario Trebeschi und Domenico Fava, San Daniele Comboni und Limone , Limone sul Garda 2011, S. 1 . 39.

[7] Daniel Comboni, The Writings 188.

[8] Daniel Comboni, The Writings 6631.

[9] Brief an Sembianti , The Writings 7246.

[10] In Annalen des Guten Hirten 27 g ANUAR 1882.

[11] Giovanni Dichtl , Brief an Kardinal Simeoni vom 29.9.1889.

[12] Daniel Comboni, Predigt von Khartum, The Writings 3158.

[13] In der ersten Welle der Pandemie starben 13 Comboni Schwestern in Bergamo. In der zweiten, zwischen dem ‘ 8. November 2020 und am 10. Januar 2021, starb 20 Comboni – Missionare in Castel D‘Azzano; und dann noch weitere in Mailand, in Ellwangen (Deutschland), Guadalajara (Mexiko) und in Uganda; Alle zusammen 35. Bis Ende Januar 2021 wurden insgesamt 48 Comboni-Missionare und Schwestern, Opfer von covid-19.

[14] Die Mitglieder des Ausschusses der familia comboniana, haben bei der Vorbereitung des Forums Ministerialità Sociale gemeinsam über diese Zeit nachgedacht als eine große Gelegenheit für neue Art und Weisen des Zusammenkommens, in Erwartung besserer Zeiten, zu der man sich wieder persönlich treffen wird. Um den Prozess am Leben zu erhalten, wurden zwei Webinare geplant. Beim ersten, im Dezember, haben sich aus den Vertretern der gesamten familia comboniana aus der ganzen Welt 279 Personen registriert.

[15] Daniel Comboni, Predigt in Khartum, The Writings 2745.

[16] Daniele Comboni, Regeln von 1871 , Kapitel X.

[17] Daniele Comboni, Regeln von 1871 , Kapitel X.

[18] Daniel Comboni, Plan für die Regeneration von ‚ Afrika , vierter Auflage, Verona 1871. Scritti 2742.“ … getrieben von der Leidenschaft jener Liebe, die vom göttlichen Funken auf dem Hügel von Golgatha entzündet, und ausgestrahlt von der Seite des Gekreuzigten, um die ganze menschliche Familie zu umarmen… “

[19] Kardinal José Tolentino de Mendonça , Omelia, zum Gedenken an St. Daniel Comboni, Rom, 10. Oktober 2020.

CLM-Fest im Missionsförderhaus Nürnberg

CLM Germany
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To t Ein Jahr nach dem General Assembly der Comboni-Laien-Missionare im Rom und dem Gruß des Papstes an die CLM auf dem Petersplatz feiern international am dritten Adventswochenende Laien und Comboni-Familie die Bewegung, in der sich Freiwillige aus dem globalen Süden und Norden zusammenschließen, um sich gemeinsam, lebenslang, missionaisch inspirieren zu lassen und den Geist Daniel Combonis in die Welt zu tragen.

Am Samstag des dritten Advent lud die Gruppe alle Mitglieder der Comboni-Familie und Freunde der MaZ/CLM ins Missionshaus Nürnberg ein. Auf dem Programm standen ein World-Cafe zu Aussagen des Papst Franziskus zu Mission heute, in schrumpfenden Gemeinden, in einem postkolonialen Europa und in Zeiten des Klimawandels. Die Ankommenden hatten Gelegenheit zu ausgewählten Statements an mehreren Tischen schriftlich Stellung zu nehmen. Im Vordergrund stand das Ankommen und der Austausch.

Danach wurde als Einstimmung ein kurzes Video vom Papst-Gruß in Rom im Dezember 2018 gezeigt (zusammengestellt von Christina aus Brasilien) sowie der Gruß des Generalkomitees der Comboni-Laien-Missionare verlesen. Darin ging es um die Lesung des dritten Advent und die Freude mit der das Evangelium verkündet werden soll sowie das Zusammenwachsen der CLM national und international. Dazu wurde das neue, internationale Logo der Comboni Laien Missionare vorgestellt. Dieses war im letzten Jahr in einem kooperativen Prozess entstanden und aus mehreren Vorschlägen ausgewählt worden.

Logo LMC

Der gemeinsame Wortgottesdienst wurde eingeleitet von einem “Suchauftrag”. Die Anwesenden wurden eingeladen während eines Spaziergangs verschiedene Gegenstände zu sammeln, aus denen danach gemeinsam eine Krippe gestaltet werden sollte. So wurden Gegenward und Vergangenheit ebenso zusammengebracht wie Aspekte der globaler Verflechtungen und Ungerechtigkeit,

Umweltverschmutzung und Mission heute. Eingeschlossen in den Worgottesdienst wurden die beiden MaZ-im-Einsatz, die zurückgekehren MaZler*innen, die CLM international sowie die zahlreichen Comboni-Freunde, die sich auf die Einladung hin zurückgemeldet hatten aber leider nicht dabei sein konnten.

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