Comboni Lainmissionare

Missionarische und dienende pfarrei

P Fernando MCCJ

„Die pilgernde Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch“ (AG 2; vgl. Mt 28, 16-20; Mk 16, 15-20), aber zugleich ist sie auch eine dienende Kirche (vgl. Röm 12, 4-8). Dienst und Mission sind zutiefst verbunden, da die Mission durch die Vielfalt der Dienste erkennbar wird und sich entfaltet. Ein Dienstamt ist für das Gemeinwohl da oder für die Entwicklung der kirchlichen Sendung. Daher können wir sagen, dass die Kirche missionarisch ist, insoweit sie grundsätzlich ihren dienenden Auftrag wahrnimmt. Im Rahmen des Dienstamtes, das die Kongregation als Jahresthema gewählt hat, verweilen wir in diesem Artikel insbesondere beim dienenden und charismatischen Aspekt der missionarischen Sendung der Kirche in der Pfarrei.

P Fernando MCCJ

Im Licht des II. Vatikanischen Konzils wissen wir, dass jeder Getaufte berufen ist, das Evangelium zu verkünden, insofern er am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi Anteil hat, und dessen Mission mitträgt (vgl. LG 30-38). Die Dienstämter können in zwei große Gruppen eingeteilt werden: Dienstämter der Laien und Dienstämter der Priester. Geht man von einer hierarchischen Vision der Kirche und von einer klerikalen Vision der Seelsorge aus, ersticken die Dienstämter der Laien oder werden zu Hilfsdiensten des Priesters und der Mission reduziert. Die Pastoralkräfte werden folglich einfache Mitarbeiter und Helfer, „Altardiener des Priesters“ oder, wie es auf vielen Missionen geschehen ist, „Missionsdiener“, obwohl es sich um Erwachsene handelte. Es gibt auch Priester, die viel Zeit für Arbeiten aufwenden, für die an sich die Brüder oder andere Laienkräfte da sind. Für die eigentlichen priesterlichen Aufgaben bleibt ihnen dann oft wenig Zeit übrig.

Eine andere weit verbreitete Praxis gliedert die Gemeinde in pastorale Sektoren auf, die jeweils einem Priester anvertraut werden. Jeder organisiert und verwaltet seinen eigenen Sektor, seine eigene Seelsorge, sein Arbeitsteam, seine Projekte, seine Leute, seine Mission, seine finanziellen Mittel. Dieser Sektor wird sozusagen sein Eigentum, in dem die anderen Missionare nichts zu suchen haben und manchmal nicht einmal ihre Meinung darüber äußern dürfen. Jeder muss das „Hoheitsgebiet“ des anderen respektieren. Das XVIII. Generalkapitel und das Apostolische Schreiben Evangelii Gaudium von Papst Franziskus ermahnen uns, einen Bekehrungsprozess zu beginnen, um von klerikalen und hierarchischen Modellen von Mission und Seelsorge zu Modellen von Dienstleistungen überzugehen, die der Heilige Geist eingibt, um nach dem Geist des II. Vatikanischen Konzils zu leben. Aufgrund der Taufe sind wir alle gleich: Jünger Jesu, aber mit unterschiedlichen Berufungen und Gaben (vgl. LG 30). Wir machen uns den Ausdruck zu eigen, den die lateinamerikanischen Bischöfe in Aparecida geprägt haben, und den auch Papst Franziskus verwendet hat: Wir sind alle Missionsjünger Jesu Christi (vgl. EG 119-121.130-131, Aparecida 184-224).

Es muss betont werden, dass der Getaufte vor allem ein Jünger Jesu Christi ist und durch die Begegnung mit Jesus Missionar wird. Dieser Jesus, der ihn fasziniert hat, sendet ihn aus, das Evangelium zu verkünden. „Jeder Christ und jede Gemeinde soll unterscheiden, welches der Weg ist, den der Herr verlangt, doch alle sind aufgefordert, diesen Ruf anzunehmen: hinauszugehen aus der eigenen Bequemlichkeit und den Mut zu haben, alle Randgebiete zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen“ (EG 20). Jeder Missionsjünger sollte sich die missionarische Leidenschaft des Apostels Paulus zu eigen machen und ausrufen: „Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ (1 Kor 9,16). Die Verkündigung ist nicht nur eine Pflicht, sondern vor allem ein Recht, das jedem missionarischen Jünger Jesu zusteht.

Heute ist es dringend geboten, die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Dienstämter zu fördern. Die Dienstämter der Priester und der Laien sind Gaben des Heiligen Geistes, um sich auf dem Weg zu einem gemeinsamen Ziel gegenseitig zu ergänzen: „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur einer ist der Herr. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. Jedem aber wird die Offenbarung geschenkt, damit sie anderen nützt.“ (1 Kor 12, 4-7). Die heutige Mission erfordert Modelle von pastoralen Dienstämtern. Eine dem Dienst verpflichtete Missionsgemeinde ist dynamisch, weil sie durch das Hinhören auf den Heiligen Geist und durch die Deutung der Zeichen der Zeit neue Dienstämter und pastorale Vorgehensweisen entdeckt, entwirft, ins Leben ruft und entwickelt.

Im Folgenden stelle ich zwei pastorale Entwürfe vor, die auf       Dienstämtern beruhen und bereits in verschiedenen Teilen der Welt umgesetzt werden.

Ich gehe nicht auf die Dienste von geweihten Personen ein, da diese zur Priesterberufung gehören, sondern hebe nur die Laiendienste hervor.

Laiendienste in kirchlichen Basisgemeinden

  1. In Bezug auf das Wort Gottes: Leiter von Bibelkreisen, um die Reflexion in kleinen Gemeinden zu koordinieren.
  2. In Bezug auf die Weiterbildung der Gemeinde: Katechisten für die Vorbereitung auf die Sakramente und die Nachbetreuung.
  3. In Bezug auf die liturgischen Feiern: Verantwortliche für die Begrüßung der Gläubigen, Sänger, Lektoren, Akolythen, Leiter von Wortgottesfeiern.
  4. In Bezug auf die soziale Solidarität: Verantwortliche für die politische Gewissensbildung, die Menschenrechte, Caritas und die Unterstützung von Bedürftigen; Dienstamt für Organisatorisches und gemeinsame Mobilisierung.

Organisation der Dienste nach der Art der Seelsorge

Einige Pfarrgemeinden fassen die verschiedenen Dienste in drei Arten von Seelsorge zusammen: Prophetie, Liturgie, soziale Dienste.

  1. Prophetie: Katechisten für die Einführung in die Sakramente; Lehrer für die Weiterbildung der Personen, die ein Dienstamt innehaben; Begleiter der verschiedenen Pfarrgruppen; Schulung der Pastoralkräfte; eine regelmäßige Publikation für die Weiterbildung der Verantwortlichen und der Pfarrgemeinde.
  2. Liturgiepastoral: Verantwortliche für die Gäste; Chöre, Sänger, Lektoren, Akolythen; Leiter von Wortgottesfeiern; Koordinatoren der Liturgiegruppen; Lektoren für die bildhafte Darstellung des Evangeliums bei Kindermessen.
  3. Soziale Dienste: Verantwortliche für Solidarität und Caritas; Krankenbesucher; Soziale Gewissensbildung in punkto Menschenrechte und Soziallehre der Kirche; Gastfreundschaft.

Damit eine nach Dienstämtern organisierte Gemeinde gut funktionieren kann, braucht es unbedingt einen Pfarrgemeinderat, dem sowohl geweihte Personen als auch Laien angehören. Gemeinsam begleiten sie die Verkündigung des Evangeliums und deuten die Zeichen der Zeit, um dann die richtigen pastoralen Entscheidungen zu treffen, die sich für das Umfeld und die gegenwärtige Zeit eignen, und die notwendigen Dienstämter für die Missionsarbeit einzuführen. Ebenso ist es wichtig, dass man sich auf eine Spiritualität stützen kann, die allen in der Verkündigung Tätigen hilft, die eigene Berufung zum missionarischen Jünger Jesu besser zu kennen und mehr zu schätzen.
Fernando Mal GatKuoth

Übersetzung: Pater Alois Eder

Arbeitstreffen der CLM-Gruppe (10.-12.07.2020 in Nürnberg)

LMC Alemania
CLM Deutschland

Unser Julitreffen war von drei Schwerpunkten bestimmt: Weiterarbeit an unseren Friedensplakaten, Teilnahme an der Zoom-Konferenz der europäischen CLM und geistliches wie geselliges Miteinander mit der MCCJ-Hausgemeinschaft von Nürnberg.

Für die Friedensplakate präzisierten wir noch einmal das Schema sowie die Anforderungen und legten die kommenden Schritte bis zur Fertigstellung fest.

Durch die Teilnahme an der europäischen Zoom-Konferenz konnten einige CLM erstmals persönlich die Internationalität der Bewegung erfahren. Vertreter jedes Landes berichteten von den Herausforderungen der „Mission in Europa“ in ihrem Kontext sowie eigenen Handlungsansätzen angesichts dieser Problemfelder.

CLM Deutschland

Gemeinsam mit den MCCJ und den Paulusschwestern beteten wir um Berufungen, feierten Eucharistie und pflegten die Gemeinschaft beim Grillen.

Nach der längeren Corona-Pause tat das persönliche Wiedersehen sehr gut!

CLM Deutschland

CLM Deutschland

Die Laien und das Dienstamt

Laicado
Laicado

Die Laien und das Dienstamt/Ministerialità

  Wir versuchen, das Dienstamt aus dem Blickwinkel der Laien, insbesondere des Missionsberufs und des Comboni Missionars zu betrachten. Bevor wir uns aber vom Glauben her damit beschäftigen, wollen wir zuerst genau den Rahmen festlegen.

   Unser Leben wird auf den Kopf gestellt, wenn wir Jesus von Nazareth persönlich begegnen. Wir leben in einer Gesellschaft von vielen Männern und Frauen guten Willens. Jede Person hat ihre Prinzipien und Werte, die ihre Handlungen und lebenswichtigen Optionen bestimmen. Sobald wir uns Christus anschließen, gibt es in unserem Leben ein Vorher und ein Nachher. Wie die ersten Jünger, begegneten auch wir eines Tages Jesus. Unser Herz schlug höher und wir fragten: “Wo wohnst du?” “Komm und sieh”, war seine Antwort. In jenem Augenblick veränderte sich unser Leben.

  Viele Wege haben zu dieser Begegnung geführt. Für viele war es die eigene Familie; für andere die christliche Gemeinde, Freunde; andere sind durch gewisse Ereignisse auf diesen Weg aufmerksam gemacht worden… Die Wortklauberei ist natürlich sehr ausgeprägt. Ausschlaggebend sind aber letztlich die freie Antwort und deren Auswirkungen auf unser Leben.

  Es steht jedem frei zu antworten; niemand zwingt uns dazu; die Antwort ist ein Gnadengeschenk, mit dessen Hilfe unser Leben erneuert wird.

  Der Laie ist vor allem ein Jünger Christi. Er folgt keiner Ideologie. Es geht auch nicht nur um den Einsatz für berechtigte Anliegen, um einer neuen, gerechteren und würdevolleren Menschheit auf die Beine zu helfen. Man braucht auch nicht alle religiösen Vorschriften erfüllen, die uns in unserer Gottesbeziehung helfen. Christ sein heißt in erster Linie, Jesus nachfolgen; aus unserer Bequemlichkeit ausbrechen; uns auf den Weg machen; nur das Allernötigste mitnehmen, um unbeschwert, stets offen und verfügbar zu sein. Unterwegs wird uns Jesus klarmachen, welche Verantwortung er uns in der Verkündigung und beim Aufbau des Reiches anvertrauen will.

  Wir sprechen von einem Zustand ständiger Unterscheidung der Geister, was nichts anderes als ein Dauerdialog mit dem Herrn ist. Es gibt natürlich im Leben eines jeden Menschen besondere Augenblicke der Urteilsfindung. Dabei geht es um dessen zentrale Berufung: um den Ehestand oder den Missionsberuf oder um einen ganz konkreten Beruf, mit dem wir anderen helfen wollen, indem wir eine bestimmte Art von Studium oder von Arbeit wählen… Es ist grundlegend für jeden Menschen, ganz zu seinem Beruf zu stehen, sei er nun Krankenpfleger, Arzt, Lehrer, Manager, Anwalt, Erzieher, Sozialarbeiter, Politiker, Schreiner etc.

  Das sind entscheidende Momente im Leben von Jugendlichen oder von Erwachsenen. Neben diesen Augenblicken, die uns in schwierigen Zeiten auf unserem Weg unterstützen, wollen wir auch unterwegs Hörende bleiben. Wir wollen es uns nicht bequem machen. Im Leben gibt es immer wieder neue Herausforderungen und ergehen neue Anrufe Jesu an uns. Den Koffer griffbereit zu haben, gehört zum Missionsleben. Es ist unsere Aufgabe, Menschen und Gemeinden für eine bestimmte Zeit zu begleiten, dann uns aber wieder auf den Weg zu machen, denn der Aufbruch gehört zu unserem Wesen. Aufbrechen oder weiterwachsen. Wir bleiben nicht auf Jahre hinaus die Gleichen, wir merken, dass sich die Bedürfnisse ändern. Wir sind aufgerufen, unser Land zu verlassen, uns in andere Länder, zu anderen Kulturen aufzumachen… Neue Aufgaben, neue Verantwortungen werden uns übertragen, wir werden in unsere Heimat zurückgerufen. Das alles ist Teil unserer Berufung. In jedem Anruf, in jeder neuen Veränderung müssen wir versuchen die Pläne des Herrn zu verstehen, die er für uns bereithält. Warum schickt er uns auf einen anderen Erdteil oder ruft uns in die Heimat zurück, wo wir uns doch so wohl fühlten, so gut mit anderen zusammenarbeiteten und unsere Präsenz so wichtig war. Jetzt sollen wir von allem Abschied nehmen und anderswo neu beginnen…

  Warum spüren wir eine gewisse Unruhe in uns und stellen uns in Frage, sobald wir glauben, den endgültigen Hafen erreicht zu haben? Es ist die Stimme des Herrn, die sich bemerkbar macht. Mit ihm verbindet uns eine Freundschaft, die unser Wachstum fördert. Als Freunde gestalten wir gemeinsam das Leben und die neuen Projekte. Wir erleben stabile Zeiten, aber auch Zeiten neuer Herausforderungen. Wir sind nicht in der Welt, um auszuruhen, sondern uns am Leben zu freuen, und dafür zu kämpfen, dass auch andere sich freuen können.

  Wir antworten auf diesen Aufruf, aber machen uns nicht allein auf den Weg, sondern als Gemeinschaft. Wir sind keine Einzelgänger. Unsere Zugehörigkeit zur Kirche und zur Menschheitsfamilie ist Teil unserer christlichen Berufung. Als Mitglieder dieser Kirche fühlen wir uns zu einem gemeinsamen Dienst berufen. Als Comboni-Laienmissionare  (LMC) spüren wir diese Zugehörigkeit und nehmen unsere spezifische Berufung als gemeinsame Verantwortung wahr. Jeder ist persönlich gerufen worden, aber gleichzeitig auch als Gemeinschaft. Wir betrachten die Kirche als universales Sakrament der Erlösung, jeder von seiner Besonderheit her, seiner Gaben und seines Charismas, für die Verkündigung und den Aufbau des Reiches.

  Jesus ruft seine Jünger auf zu leben und den Weg in Gemeinschaft zu gehen. Wir sind uns bewusst, dass wir nur unter der Führung Jesus weiterkommen. Als Gemeinschaft brauchen wir jene tiefe Spiritualität, die uns mit Jesus, dem Vater und dem Geist verbindet. Das Gebet, das Glaubensleben und die Gemeinschaft werden für den CLM geistliche Nahrung und Lebensbezug.

Der Mittelpunkt der Mission in Comboni. Die Kirche im Dienst der Mission
  Für Comboni war die Mission der Mittelpunkt seiner Berufung und seine unerlässliche Aufgabe in der Kirche. Die hilfebedürftigsten Schwestern und Brüder erwarten von uns eine Antwort. Da diese sehr wichtig, aber auch sehr komplex ist, braucht nicht jeder für sich darauf zu antworten, sondern als kirchliche Gemeinschaft. Von allen Christen wird eine Antwort erwartet, unabhängig von der Stellung in der Kirche. Jesus ruft jeden zum Gehen auf. So komplex sind die Bedürfnisse der Menschheit von heute und so vielschichtig, dass der Geist Gottes in der Welt und in der Kirche verschiedene Berufungen und Charismen erweckt, die sich dieser Realitäten annehmen. Wer die Kirche mit dem Klerus und mit den Ordensleuten identifiziert, hat keine Ahnung von Jesus und hört nicht auf den Geist Gottes. Die Berufung zum Priestertum oder zum Ordensleben ist in ihrer Vielfalt für die Welt von grundlegender Bedeutung, steht aber nicht über dem Einsatz aller und eines jeden einzelnen Laien. Die Verantwortung der Kirche ist nicht nur an die Religiosität oder Spiritualität der Personen gebunden. Unsere Verantwortung ist auch sozialer, familiärer, ökologischer, pädagogischer, gesundheitlicher Natur usw., gemeinsam mit der ganzen Welt. Die alltäglichen Angelegenheiten sind auch Gottes Angelegenheiten. Die Aufmerksamkeit einem jeden Menschen gegenüber in seinen konkreten und globalen Bedürfnissen gehört zum Aufgabenbereich der Jünger Jesu. Dabei ist die Rolle der Laien, von Mann und Frau, von grundlegender Bedeutung, in materieller und geistlicher Hinsicht… so hatte es Comboni gesehen und so sehen es wir.

Comboni

Der Laie in der Welt

  In diesem allumfassenden Aufruf, der an uns ergeht, zeigt sich die Kirche als Referenzgemeinschaft. Sie ist der Ort, wenn auch nicht der einzige, wo man wieder zu Kräften kommt und sich stärken kann. Es ist Aufgabe der Laien, Wurzeln zu schlagen, die den Boden festigen und fruchtbar machen; Solidaritäts- und Beziehungsnetze aufzubauen, die die Gesellschaft, von der Familie her, die kleinen Wohngemeinschaften, sozialen Verbände, Unternehmen … miteinander verbinden. Wir bauen Netzwerke auf und fördern Beziehungen, Zusammenarbeit und Beschäftigung. Wir sind in diesen Netzwerken eingebunden, unterstützen sie und geben ihnen eine spirituelle Grundlage, damit sie sich in den Dienst der Menschen und insbesondere der Verwundbarsten stellen. Wir sind für alle da, aber unser Blick richtet sich vor allem auf die Ärmsten und am meisten Vernachlässigten, von denen Comboni sprach, auf die von der Gesellschaft Ausgeschlossenen. Dieser Blick ermutigt uns, die Peripherien aufzusuchen, denn von unten sieht man die Dinge anders. Wir dürfen uns nicht mit einer Gesellschaft zufrieden geben, in der nicht alle ein würdevolles Leben führen können, die den Besitz über das Sein stellt, der Konsum einen kranken Planeten verwüstet, der uns anschreit und unsere globale Verantwortung einfordert. Diese Vision, die unser Leben hinterfragen soll, ruft nach konkreten Taten.

  Die Berufung des Laien ist eine Berufung zum Dienst an der Menschheit. Für einige wird es ein kircheninterner Dienst sein. Wer in der Pfarrei mitarbeitet, ist aber nicht schon automatisch ein guter Laie, wenn er den Dienst an der Welt aus den Augen verliert. Gewisse interne Dienste sind notwendig, jedoch die Kirche muss hinausgehen. Mit Jesus auf die Straße gehen, von Stadt zu Stadt, von Haus zu Haus, um allen unterschiedslos zu helfen. Wir sind Salz der Erde, Hefe im Teig, … unser Platz ist in der Welt, um unseren Beitrag zu leisten. Wir dürfen nicht zu Hause sitzen bleiben, weil wir uns dort wohl fühlen und uns gegenseitig verstehen. Wir müssen hinausgehen. Die Kirche lebt nicht für sich selbst, sie ist eine Glaubensgemeinschaft, die Jesus nachfolgt und den Benachteiligten dient. Aus all diesen Gründen fühlen wir uns berufen, die Entwicklung der Gesellschaft (auch der christlichen) voranzutreiben.

Wie entsprechen wir als LMC dieser Berufung?

  Gegenwärtig wird in der Kirche viel über das Spezifische der Mission reflektiert. Welche sind oder sollten die spezifischen Dienste des Missionars sein, sobald die geografische Verbindung zur Mission, zwischen dem reichen Norden und dem zu entwickelnden Süden, wo es zum Teil große Ungleichheiten und viele Schwierigkeiten gibt, aufhört… Freilich gibt es auch in den sogenannten reichen Ländern Obdachlose, Zwangsmigration aufgrund von Armut, Kriegen und Verfolgungen. Der Klimawandel setzt der Menschheit immer mehr zu. Die COVID-19-Pandemie erinnert uns daran, dass wir eine globalisierte Menschenfamilie über alle Grenzen hinweg sind. Sie zieht uns alle gleichermaßen in Mitleidenschaft. Bis jetzt schien es, als könnte nur das Geld ohne Reisepass zirkulieren, die Viren können es auch.

  Nur in einer gerechten Welt können wir alle in Frieden und Wohlstand leben. Ungleiche Löhne, Auseinandersetzungen, maßloser Konsum, der die Pole schmelzen lässt, und Vieles mehr hat Auswirkungen auf die ganze Menschheit. Zäune und Polizei an den Grenzen, vor den Häusern oder Wohnsiedlungen der Wohlhabenden werden die Welt nicht besser machen, auch nicht für jene, die dahinter Zuflucht suchen.

  Nur unter diesem Blickwinkel sind Debatten und Reflexionen über das Spezifische des CLM in der heutigen Zeit hilfreich. Ich will jetzt keine theoretischen Überlegungen anstellen. Ich möchte nur mit einfachen Worten von einigen Einsätzen erzählen, bei denen wir mittun und unsere Berufung leben. Das ist unser Dienst/unsere Ministerialità, zu dem wir uns berufen fühlen. Es ist unsere konkrete Antwort und keine Theorie, die wir anbieten. Ich erwähne nur einige Beispiele, die uns Licht spenden können, andere bleiben verborgen. Nicht umsonst sind wir berufen, verborgene Steine zu sein.

  Seit mehr als 25 Jahren arbeiten unsere Mitglieder unter den Pygmäen und der Bevölkerung der Zentralafrikanischen Republik. Die Mehrheit der Bevölkerung betrachtet die Pygmäen als ihre Untergebenen. Wir sind Brückenbauer und tragen Verantwortung für eine Reihe von Grundschulen in einem Land, das schon mehrere Staatsstreiche erlebt hat und sich seit Jahren in einer Konfliktsituation befindet, die es der Regierung nicht erlaubt, ihren Verpflichtungen nachzukommen.

  In Peru begleiten wir Menschen an der Peripherie großer Städte, in neuentstehenden Stadtvierteln, in denen von den Anden kommende Indios ein Stück Land besetzen und sich ohne Strom, Wasser oder Kanalisation niederlassen. Es sind Familien, die um ein würdiges Leben kämpfen, ihre Dörfer verlassen haben, um sich und ihren Kindern in der Stadt ein besseres Leben zu ermöglichen. Es gibt viel Solidarität und Hilfsbereitschaft unter Nachbarn, aber auch Schwierigkeiten aufgrund von Alkohol, sexueller Gewalt oder des Zusammenbruchs von Familienstrukturen.

  In Mosambik arbeiten wir in der Ausbildung von Jugendlichen, die einmal mithelfen möchten, das Land voranzubringen. Es braucht Schulen für deren Berufsausbildung und Internate für deren Unterbringung während des Schuljahres, da sie von weit entlegenen Dörfern kommen. Diese jungen Menschen und die christlichen Gemeinden zu begleiten, ist ebenfalls Teil unserer Berufung.

  Wir arbeiten auch in Brasilien. Wir beteiligen uns im Kampf gegen die mächtigen Minenbesitzer, die die Bewohner vertreiben, die Flüsse oder die Luft vergiften, die Kommunikation unterbrechen durch kilometerlange Züge, mit denen die Mineralien weggeführt werden, ohne sich um die Umwelt oder das Wohl der Menschen zu kümmern.

  In Europa beteiligen wir uns an der Aufnahme von Migranten. Wir versuchen zurückzugeben, was wir einmal als Ausländer erhalten hatten. Wir sind verpflichtet, jene aufzunehmen, die vor Not oder Kriegen fliehen, für ihre Familien eine bessere Zukunft suchen, bei ihrer Ankunft aber nicht nur vor hohen Mauern aus Beton und Draht stehen, sondern auch vor Mauern der Angst und von Missverständnissen von Seiten der Bevölkerung. Wir bauen Brücken zu einer Bevölkerung, die sich weiterhin gastfreundlich und solidarisch zeigt, in sozialen und kirchlichen Organisationen präsent ist, sich mobilisiert, um ihre neuen Nachbarn willkommen zu heißen und zu integrieren. Wir heißen sie willkommen bei ihrer Ankunft, bieten ihnen Sprachkurse an, vermitteln ihnen Arbeit und Wohnung, begleiten sie zu den Behörden, erkennen ihre Würde, ihre Kultur und den Reichtum an, den ihre Präsenz für unsere neue Gesellschaft bedeutet, und versuchen, sie einer Welt zu vermitteln, die sie oft nicht versteht.

  Wenn Gesellschaft und Menschen versagen, dann wissen wir nicht mehr, was mit diesen Leuten anfangen. Sie in Gefängnisse zu stecken ist keine Lösung, denn solche Orte werden zu Brutstätten von Kriminalität und dienen deshalb nicht der erhofften Rehabilitation. Die in Brasilien entstandenen APAC breiten sich langsam aus. Es ist eine Art Absonderungssystem, in dem der Angekommene als Genesender und nicht als Häftling betrachtet wird. Er wird beim eigenen Namen gerufen und wird nicht als Nummer betrachtet. Er ist selbst für sein Leben verantwortlich. Es wird ihm geholfen, seine Fehler einzusehen, um Vergebung zu bitten und sich als aktives Mitglied wieder in die Gesellschaft einzuordnen. Die Gemeinschaft sucht ihren Beitrag zu leisten und ihre Söhne und Töchter zurückzuholen, die Fehler begangen haben. Sie haben ihren eigenen Türschlüssel und gemeinsam entdecken sie die Würde der Kinder Gottes, die Reue und ihren Wert als Personen für die Gesellschaft.

   Unsere Lebensweise in den reicheren Ländern saugt den erschöpften Planeten aus. Der internationale Handel macht viele arm und hilft nur wenigen… Sich für einen neuen Lebensstil einsetzen, ist unerlässlich, um die Paradigmen und Werte zu ändern, die allein das soziale Wohl und das Glück fördern können. Eine Gesellschaft, in der Besitz und Konsum über dem Sein stehen, braucht neue Lebensstile. Auf diesem Gebiet arbeiten wir in Europa mit. Wir schlagen neue Lebensstile vor, neue Arten von Einsätzen und treten für ein entsprechendes Verhalten in Konsum und Wirtschaft ein.

  Wir könnten uns auch um die Schulbildung von Jugendlichen am Rande unserer Städte bemühen, den Kranken beistehen und ihnen das barmherzige Antlitz und die Hand Gottes zeigen, Obdachlosen und Drogenabhängigen beistehen…

  Als Missionare müssen wir alle auf die Realität der globalisierten Welt aufmerksam machen, die gemeinsames Handeln und eine neue Positionierung erfordert. Unsere Aktionen, unsere kleinen Sandkörner bilden Berge, die wir besteigen können, um eine bessere Welt zu sehen und zu erträumen, zusammen mit den Leuten, mit denen wir den Alltag verbringen, die keinen Horizont und keinen Ausweg aus ihren Schwierigkeiten sehen. Wir wollen unseren Blick erheben, nach vorne schauen, um diesen Gruppen Mut einzuflößen und sie zu begleiten. Unser Platz ist dort, wo niemand hingehen will.

  Wir sind aufgerufen, uns gemeinsam den globalen Problemen zu stellen, uns zusammenzuschließen, Solidarnetze für die Menschen aufzubauen, die das gemeinsame Haus bewohnen, das jeden Tag kleiner zu werden scheint. In die Mitte wollen wir Jesus stellen, der unser Leben verändert hat. Gott ist für alle da. Wir fühlen uns verantwortlich, die Gute Nachricht zu verbreiten; Gott als den Lebendigen darzustellen, der unter uns wohnt, uns begleitet und uns nie verlässt. In jedem Menschen, im Bedürftigsten, in der Gemeinschaft wartet Gott auf uns, um unser Leben umzugestalten und uns glücklich zu machen. Gott wartet darauf, uns lebendiges Wasser zu reichen, das den Durst der Menschen stillt.

Der Herr stärke uns mit seiner Gegenwart, damit wir den Menschen beistehen und sie begleiten bis sie ihm begegnen.

LMC

Alberto de la Portilla, CLM

CLM-Fest im Missionsförderhaus Nürnberg

CLM Germany
CLM Germany

To t Ein Jahr nach dem General Assembly der Comboni-Laien-Missionare im Rom und dem Gruß des Papstes an die CLM auf dem Petersplatz feiern international am dritten Adventswochenende Laien und Comboni-Familie die Bewegung, in der sich Freiwillige aus dem globalen Süden und Norden zusammenschließen, um sich gemeinsam, lebenslang, missionaisch inspirieren zu lassen und den Geist Daniel Combonis in die Welt zu tragen.

Am Samstag des dritten Advent lud die Gruppe alle Mitglieder der Comboni-Familie und Freunde der MaZ/CLM ins Missionshaus Nürnberg ein. Auf dem Programm standen ein World-Cafe zu Aussagen des Papst Franziskus zu Mission heute, in schrumpfenden Gemeinden, in einem postkolonialen Europa und in Zeiten des Klimawandels. Die Ankommenden hatten Gelegenheit zu ausgewählten Statements an mehreren Tischen schriftlich Stellung zu nehmen. Im Vordergrund stand das Ankommen und der Austausch.

Danach wurde als Einstimmung ein kurzes Video vom Papst-Gruß in Rom im Dezember 2018 gezeigt (zusammengestellt von Christina aus Brasilien) sowie der Gruß des Generalkomitees der Comboni-Laien-Missionare verlesen. Darin ging es um die Lesung des dritten Advent und die Freude mit der das Evangelium verkündet werden soll sowie das Zusammenwachsen der CLM national und international. Dazu wurde das neue, internationale Logo der Comboni Laien Missionare vorgestellt. Dieses war im letzten Jahr in einem kooperativen Prozess entstanden und aus mehreren Vorschlägen ausgewählt worden.

Logo LMC

Der gemeinsame Wortgottesdienst wurde eingeleitet von einem “Suchauftrag”. Die Anwesenden wurden eingeladen während eines Spaziergangs verschiedene Gegenstände zu sammeln, aus denen danach gemeinsam eine Krippe gestaltet werden sollte. So wurden Gegenward und Vergangenheit ebenso zusammengebracht wie Aspekte der globaler Verflechtungen und Ungerechtigkeit,

Umweltverschmutzung und Mission heute. Eingeschlossen in den Worgottesdienst wurden die beiden MaZ-im-Einsatz, die zurückgekehren MaZler*innen, die CLM international sowie die zahlreichen Comboni-Freunde, die sich auf die Einladung hin zurückgemeldet hatten aber leider nicht dabei sein konnten.

CLM Germany

CLM Deutschland

Botschaft Von Papst Franziskus zum Weltmissionssonntag 2019

Papa Francisco
Papa Francisco

Getauft und gesandt: die Kirche Christi auf Mission in der Welt

Liebe Brüder und Schwestern,

für den Monat Oktober 2019 habe ich die ganze Kirche gebeten, eine außerordentliche Zeit für die Mission zu leben, um den hundertsten Jahrestag der Promulgation des Apostolischen Schreibens Maximum illud von Papst Benedikt XV. (30. November 1919) zu begehen. Der prophetische Weitblick seiner apostolischen Initiative hat mir bestätigt, wie wichtig es auch heute noch ist, den missionarischen Einsatz der Kirche zu erneuern, ihre Sendung zur Verkündigung der Frohbotschaft noch stärker am Evangelium auszurichten und der Welt das Heil des gestorbenen und auferstandenen Jesus Christus zu bringen.

Der Titel der vorliegenden Botschaft lautet wie das Thema des Missionsmonats Oktober: Getauft und gesandt: die Kirche Christi auf Mission in der Welt. Die Feier dieses Monats wird uns an erster Stelle helfen, den missionarischen Sinn unserer Glaubensentscheidung für Jesus Christus wiederzufinden, dem Glauben, den wir ungeschuldet als Geschenk in der Taufe empfangen haben. Wir gehören zu Gott als seine Kinder – dies vollzieht sich nie individuell, sondern immer kirchlich: aus der Gemeinschaft mit Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist – entsteht ein neues Leben zusammen mit vielen anderen Brüdern und Schwestern. Und dieses göttliche Leben ist nicht eine Verkaufsware – wir betreiben keinen Proselytismus –, sondern ein Reichtum, den man weiterschenken, mitteilen, verkündigen muss: Hierin liegt der Sinn der Mission. Umsonst haben wir diese Gabe empfangen und umsonst teilen wir sie (vgl. Mt 10,8), ohne jemanden auszuschließen. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden, indem sie dank der Kirche, dem allumfassenden Heilssakrament, zur Erkenntnis der Wahrheit und zur Erfahrung seiner Barmherzigkeit gelangen (vgl. 1 Tim 2,4; 3,15; Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen Gentium, 48).

Die Kirche ist auf Mission in der Welt: Der Glaube an Jesus Christus gibt uns die richtige Dimension aller Dinge, denn er lässt uns die Welt mit den Augen und dem Herzen Gottes sehen; die Hoffnung öffnet uns für die ewigen Horizonte des göttlichen Lebens, an dem wir wahrhaft teilhaben; die Liebe, die wir in den Sakramenten und der brüderlichen Liebe vorauskosten, drängt uns bis an die Grenzen der Erde (vgl. Mi 5,3; Mt 28,19; Apg 1,8; Röm 10,18). Eine Kirche, die bis zu den äußersten Grenzen hinausgeht, erfordert eine beständige und dauerhafte missionarische Bekehrung. Wie viele Heilige, wie viele Frauen und Männer des Glaubens bezeugen uns, zeigen uns, dass diese unbegrenzte Öffnung möglich und praktikabel ist, dieses barmherzige Hinausgehen als drängender Antrieb der Liebe und der ihr innewohnenden Logik der Gabe, des Opfers und der Unentgeltlichkeit (vgl. 2 Kor 5,14-21)! Wer Gott verkündet, möge ein Mann Gottes sein (vgl. Apostolisches Schreiben Maximum illud).

Es ist ein Auftrag, der uns direkt angeht: Ich bin immer eine Mission; du bist immer eine Mission; jede Getaufte und jeder Getaufte ist eine Mission. Wer liebt, setzt sich in Bewegung, es treibt ihn von sich selbst hinaus, er wird angezogen und zieht an, er schenkt sich dem anderen und knüpft Beziehungen, die Leben spenden. Niemand ist unnütz und unbedeutend für die Liebe Gottes. Jeder von uns ist eine Mission in der Welt, weil er Frucht der Liebe Gottes ist. Auch wenn mein Vater und meine Mutter die Liebe durch Lüge, Hass und Untreue verraten würden, entzieht sich Gott niemals dem Geschenk des Lebens und bestimmt jeden Sohn und jede Tochter von jeher zu seinem göttlichen und ewigen Leben (vgl. Eph 1,3-6).

Dieses Leben wird uns in der Taufe mitgeteilt: Sie schenkt uns den Glauben an Jesus Christus, den Sieger über Sünde und Tod, erneuert uns nach dem Bild und Gleichnis Gottes und gliedert uns in den Leib Christi ein, der die Kirche ist. In diesem Sinne ist die Taufe also wahrhaft für das Heil notwendig, weil sie uns sicherstellt, dass wir immer und überall Söhne und Töchter im Haus des Vaters sind, niemals Waise, Fremde oder Sklaven. Was im Christen sakramentale Wirklichkeit ist, deren Vollendung die Eucharistie ist, bleibt Berufung und Bestimmung für jeden Mann und jede Frau, die auf die Bekehrung und das Heil warten. Denn die Taufe ist die verwirklichte Verheißung der göttlichen Gabe, die den Menschen zum Sohn oder zur Tochter im Sohn macht. Wir sind Kinder unserer natürlichen Eltern, aber in der Taufe wird uns die ursprüngliche Vaterschaft und die wahre Mutterschaft gegeben: Wer die Kirche nicht zur Mutter hat, kann Gott nicht zum Vater haben (vgl. hl. Cyprian, Über die Einheit der Kirche, 6).

So ist unsere Mission in der Vaterschaft Gottes und der Mutterschaft der Kirche verwurzelt, weil der Taufe die Sendung innewohnt, die Jesus im österlichen Auftrag zum Ausdruck gebracht hat: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch, erfüllt vom Heiligen Geist für die Versöhnung der Welt (vgl. Joh 20,19-23; Mt 28,16-20). Der Christ ist für diese Sendung zuständig, auf dass allen ihre Berufung zur Gotteskindschaft und die Gewissheit ihrer persönlichen Würde und des jedem menschlichen Leben innewohnenden Wertes von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod verkündigt wird. Wenn der grassierende Säkularismus sich zur ausdrücklichen und kulturellen Ablehnung der aktiven Vaterschaft Gottes in unserer Geschichte auswächst, verhindert er jede echte Brüderlichkeit aller Menschen, die sich immer in der gegenseitigen Achtung vor dem Leben eines jeden niederschlägt. Ohne den Gott Jesu Christi wird jeder Unterschied zu einer höllischen Bedrohung, die jegliche brüderliche Aufnahme und fruchtbare Einheit des Menschengeschlechts verunmöglicht.

Die allgemeine Bestimmung zum Heil, das uns von Gott in Jesus Christus angeboten wird, bewog Benedikt XV. dazu zu fordern, dass jede nationalistische und ethnozentrische Verstocktheit, jede Beeinträchtigung der Verkündigung des Evangeliums durch die Kolonialmächte und deren wirtschaftlichen sowie militärischen Interessen überwunden wird. In seinem Apostolischen Schreiben Maximum illud erinnerte der Papst daran, dass die gottgewollte Universalität der Sendung der Kirche es erforderlich macht, dass man aus einer ausschließenden Zugehörigkeit zum eigenen Heimatland und zur eigenen Ethnie heraustritt. Die Öffnung der Kultur und der Gemeinschaft für die heilbringende Neuheit Jesu Christi verlangt die Überwindung jeder ungebührenden ethnischen und kirchlichen Introversion. Auch heute braucht die Kirche weiter Männer und Frauen, die kraft ihrer Taufe großherzig auf den Ruf antworten, hinauszugehen aus ihrem Zuhause, aus ihrer Familie, ihrem Heimatland, ihrer Sprache, ihrer Ortskirche. Sie sind zu den Völkern gesandt, in die Welt, die noch nicht durch die Sakramente Jesu und seiner heiligen Kirche verwandelt worden ist. Dadurch dass sie das Wort Gottes verkünden, das Evangelium bezeugen und das Leben im Heiligen Geist feiern, rufen sie zur Umkehr, taufen sie und bieten das christliche Heil an; dies tun sie unter Achtung der persönlichen Freiheit eines jeden und im Dialog mit den Kulturen und den Religionen der Völker, zu denen sie gesandt sind. Die missio ad gentes, die für die Kirche immer notwendig ist, trägt so auf grundlegende Weise zum ständigen Prozess der Umkehr aller Christen bei. Der Glaube an das Pascha Jesu, die kirchliche Sendung durch die Taufe, das geografische und kulturelle Hinausgehen aus sich selbst und dem eigenen Zuhause, die Notwendigkeit der Rettung von der Sünde und die Befreiung vom persönlichen und gesellschaftlichen Übel erfordern die Mission bis an die äußersten Grenzen der Erde.

Das von der göttlichen Vorsehung bestimmte Zusammentreffen mit der Sondersynode über die Kirchen in Amazonien bringt mich dazu zu unterstreichen, wie die Mission, die Jesus uns mit der Gabe seines Geistes anvertraut hat, auch für diese Landstriche und deren Bewohner noch aktuell und notwendig ist. Ein erneutes Pfingsten öffnet die Tore der Kirche weit, damit keine Kultur in sich selbst verschlossen bleibe und kein Volk abgeschottet, sondern offen sei für die universale Gemeinschaft im Glauben. Niemand möge in seinem Ich verschlossen bleiben, in der Selbstbezogenheit seiner ethnischen und religiösen Zugehörigkeit. Das Pascha Jesu sprengt die engen Grenzen von Welten, Religionen und Kulturen und ruft sie, in der Achtung vor der Würde des Mannes und der Frau zu wachsen, hin zu einer immer volleren Umkehr zur Wahrheit des auferstandenen Herrn, der allen das wahre Leben schenkt.

Mir kommen in diesem Zusammenhang die Worte Benedikts XVI. zu Beginn unseres Treffens der lateinamerikanischen Bischöfe in Aparecida in Brasilien im Jahr 2007 in den Sinn; diese Worte möchte ich hier wiedergeben und mir zu eigen machen: »Welche Bedeutung hatte aber die Annahme des christlichen Glaubens für die Länder Lateinamerikas und der Karibik? Es bedeutete für sie, Christus kennenzulernen und anzunehmen, Christus, den unbekannten Gott, den ihre Vorfahren, ohne es zu wissen, in ihren reichen religiösen Traditionen suchten. Christus war der Erlöser, nach dem sie sich im Stillen sehnten. Es bedeutete auch, mit dem Taufwasser das göttliche Leben empfangen zu haben, das sie zu Adoptivkindern Gottes gemacht hat; außerdem den Heiligen Geist empfangen zu haben, der gekommen ist, ihre Kulturen zu befruchten, indem er sie reinigte und die unzähligen Keime und Samen, die das fleischgewordene Wort in sie eingesenkt hatte, aufgehen ließ und sie so auf die Wege des Evangeliums ausrichtete. […] Das Wort Gottes ist, als es in Jesus Christus Fleisch wurde, auch Geschichte und Kultur geworden. Die Utopie, den präkolumbischen Religionen durch die Trennung von Christus und von der Gesamtkirche wieder Leben zu geben, wäre kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt. Sie wäre in Wirklichkeit eine Rückentwicklung zu einer in der Vergangenheit verankerten geschichtlichen Periode« (Ansprache bei der Eröffnungssitzung, 13. Mai 2007: Insegnamenti III,1 [2007], 855-856).

Maria, unserer Mutter, vertrauen wir die Sendung der Kirche an. In Einheit mit ihrem Sohn hat sie sich von seiner Menschwerdung an in Bewegung gesetzt und sich völlig in die Sendung Jesu einbeziehen lassen, in eine Sendung, die am Fuß des Kreuzes auch ihre eigene Sendung wurde: als Mutter der Kirche daran mitzuwirken, im Heiligen Geist und im Glauben neue Söhne und Töchter Gottes hervorzubringen.

Ich möchte mit einem kurzen Wort über die Päpstlichen Missionswerke schließen, die schon in Maximum illud als missionarisches Instrument empfohlen wurden. Die Päpstlichen Missionswerke bringen ihren Dienst an der Gesamtheit der Kirche als weltweites Netz zum Ausdruck, das den Papst in seinem missionarischen Einsatz mit dem Gebet – der Seele der Mission – und den karitativen Gaben der Christen auf der ganzen Welt unterstützt. Ihr Beitrag hilft dem Papst bei der Evangelisierung der Teilkirchen (Werk der Glaubensverbreitung), bei der Ausbildung des örtlichen Klerus (Werk des heiligen Apostels Petrus), bei der Erziehung zu einem missionarischen Bewusstsein der Kinder der ganzen Welt (Kindermissionswerk) und in der missionarischen Glaubensunterweisung der Christen (Päpstliche Missionsvereinigung). Während ich meine Unterstützung für diese Werke bekräftige, hoffe ich, dass der außerordentliche Missionsmonat im Oktober 2019 zur Erneuerung ihres missionarischen Dienstes an meinem Amt beitragen möge.

Von Herzen übermittle ich den Missionaren und Missionarinnen und allen, die auf jegliche Weise kraft ihrer Taufe an der Sendung der Kirche teilnehmen, meinen Segen.

Aus dem Vatikan, am 9. Juni 2019, dem Hochfest Pfingsten.

FRANZISKUS