Comboni Lainmissionare

Botschaft von papst Franziskus zum weltmissionssonntag 2022

Francisco

»Ihr werdet meine Zeugen sein« (Apg 1,8).

Liebe Brüder und Schwestern,

Francisco

diese Worte gehören zu dem letzten Gespräch des auferstandenen Jesus mit seinen Jüngern, bevor er in den Himmel auffuhr, wie es in der Apostelgeschichte beschrieben wird: »Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde« (1,8). Dies ist auch das Thema des Weltmissionssonntags 2022, der uns jedes Jahr wieder zu Bewusstsein bringt, dass die Kirche von Natur aus missionarisch ist. Dieses Jahr gibt er uns die Gelegenheit, einiger wichtiger Jahrestage für das Leben und die Sendung der Kirche zu gedenken: der Gründung der Kongregation de Propaganda Fide – heute „für die Evangelisierung der Völker“ – vor 400 Jahren und des Werks der Glaubensverbreitung vor 200 Jahren, das zusammen mit dem Kindermissionswerk und dem Missionswerk des Heiligen Apostels Petrus vor 100 Jahren die Anerkennung als „päpstlich“ erhielt.

Befassen wir uns nun mit diesen drei Schlüsselbegriffen, die die drei Grundlagen des Lebens und der Sendung der Jünger zusammenfassen: »Ihr werdet meine Zeugen sein«, »bis an die Grenzen der Erde« und »ihr werdet Kraft empfangen« vom Heiligen Geist.

1. »Ihr werdet meine Zeugen sein« – der Ruf an alle Christen, Zeugnis für Christus abzulegen.

Dies ist der zentrale Punkt, das Herzstück der Lehre Jesu an die Jünger im Hinblick auf ihre Sendung in der Welt. Alle Jünger werden dank des Heiligen Geistes, den sie empfangen werden, Zeugen Jesu sein: Sie werden durch die Gnade zu solchen gemacht. Wo immer sie hingehen werden, wo immer sie sein mögen. Wie Christus der erste Gesandte, d.h. der Missionar des Vaters ist (vgl. Joh 20,21) und als solcher sein „treuer Zeuge“ ist (vgl. Offb 1,5), so ist jeder Christ berufen, Missionar und Zeuge Christi zu sein. Und die Kirche, die Gemeinschaft der Jünger Christi, hat keine andere Sendung, als die Welt zu evangelisieren, indem sie von Christus Zeugnis gibt. Die Identität der Kirche ist es, zu evangelisieren.

Eine vertiefte Lektüre des gesamten Textes verdeutlicht einige Aspekte, die für die Sendung, die Christus seinen Jüngern anvertraut hat, immer aktuell sind: »Ihr sollt meine Zeugen sein«. Die Pluralform unterstreicht den gemeinschaftlich-kirchlichen Charakter der missionarischen Berufung der Jünger. Jeder Getaufte ist in der Kirche und im Auftrag der Kirche zur Mission berufen: Die Mission wird also gemeinsam, nicht individuell, in Gemeinden und kirchlichen Gemeinschaften und nicht aus eigener Initiative heraus durchgeführt. Und selbst wenn es jemanden gibt, der in einer ganz besonderen Situation den Evangelisierungsauftrag allein ausführt, so tut und muss er das immer in Gemeinschaft mit der Kirche, die ihn gesandt hat, tun. Der hl. Paul VI. lehrte im Apostolischen Schreiben Evangelii nuntiandi, einem Dokument, das mir sehr am Herzen liegt: »Evangelisieren ist niemals das individuelle und isolierte Tun eines einzelnen, es ist vielmehr ein zutiefst kirchliches Tun. Auch der einfachste Prediger, Katechist oder Seelsorger, der im entferntesten Winkel der Erde das Evangelium verkündet, seine kleine Gemeinde um sich sammelt oder ein Sakrament spendet, vollzieht, selbst wenn er ganz allein ist, einen Akt der Kirche. Sein Tun ist durch institutionelle Beziehungen, aber auch durch unsichtbare Bande und die verborgenen Wurzeln der Gnadenordnung eng verbunden mit der Glaubensverkündigung der ganzen Kirche« (Nr. 60). Es ist in der Tat kein Zufall, dass der Herr seine Jünger zu zweit in die Mission geschickt hat; das Zeugnis der Christen für Christus hat vor allem einen gemeinschaftlichen Charakter. Daher ist die Existenz einer Gemeinschaft, selbst einer kleinen, für die Erfüllung des Auftrags von wesentlicher Bedeutung.

Zweitens sind die Jünger aufgefordert, ihr persönliches Leben im Zeichen der Mission zu führen: Sie sind von Jesus in die Welt gesandt, nicht nur um die Mission zu erfüllen, sondern auch und vor allem, um die ihnen anvertraute Mission zu leben; nicht nur um Zeugnis zu geben, sondern auch und vor allem, um Zeugen Christi zu sein. Wie der Apostel Paulus in wahrhaft bewegenden Worten sagt: »Immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird« (2 Kor 4,10). Das Wesen der Mission besteht darin, Zeugnis von Christus zu geben, d. h. von seinem Leben, seinem Leiden, seinem Tod und seiner Auferstehung aus Liebe zum Vater und zur Menschheit. Es ist kein Zufall, dass die Apostel den Ersatz für Judas unter denen suchten, die wie sie Zeugen seiner Auferstehung gewesen waren (vgl. Apg 1,21). Es ist Christus, und zwar der auferstandene Christus, den wir bezeugen und dessen Leben wir weitergeben müssen. Die Missionare Christi werden nicht ausgesandt, um sich selbst mitzuteilen, um ihre Qualitäten und Überzeugungskraft oder ihre Fähigkeiten als Manager zur Schau zu stellen. Sie haben vielmehr die höchste Ehre, Christus in Wort und Tat vorzustellen und allen die Frohbotschaft seines Heils mit Freude und Offenheit zu verkünden, so wie die ersten Apostel.

Daher ist der wahre Zeuge letztlich der „Märtyrer“, derjenige, der sein Leben für Christus hingibt und damit das Geschenk erwidert, das Er uns von sich selbst gemacht hat. »Der erste Beweggrund, das Evangelium zu verkünden, ist die Liebe Jesu, die wir empfangen haben; die Erfahrung, dass wir von ihm gerettet sind, der uns dazu bewegt, ihn immer mehr zu lieben«. (Evangelii gaudium, 264).

Was schließlich das christliche Zeugnis betrifft, so bleibt die Feststellung des heiligen Pauls VI. immer gültig: »Der heutige Mensch […] hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind« (Evangelii nuntiandi, 41). Daher ist das Zeugnis eines dem Evangelium gemäßen Lebens der Christen für die Weitergabe des Glaubens von grundlegender Bedeutung. Andererseits bleibt die Aufgabe, Christi Person und Botschaft zu verkünden, genauso notwendig. Tatsächlich fährt Paul VI. selbst fort: »Ja, die Verkündigung, diese mündliche Proklamation einer Botschaft, ist nach wie vor unverzichtbar. […]. Das Wort bleibt immer aktuell, zumal wenn es die Macht Gottes in sich trägt. Darum bleibt auch heute der Grundsatz des hl. Paulus gültig: „Der Glaube gründet in der Botschaft“ (Röm 10,17). Es ist also das vernommene Wort, das zum Glauben führt« (ebd., 42).

Bei der Evangelisierung gehören also das Beispiel des christlichen Lebens und die Verkündigung Christi zusammen. Das eine dient dem anderen. Sie sind die beiden Lungenflügel, mit denen jede Gemeinschaft atmen muss, um missionarisch zu sein. Dieses vollständige, konsequente und freudige Zeugnis für Christus wird sicherlich auch im dritten Jahrtausend die Anziehungskraft für das Wachstum der Kirche sein. Ich fordere daher alle auf, den Mut, die Offenheit und die parrhesia der ersten Christen wiederzugewinnen, um in Wort und Tat und in allen Lebensbereichen Zeugnis für Christus abzulegen.

2. »Bis an die Grenzen der Erde« – Die immerwährende Aktualität einer Sendung zur weltweiten Evangelisierung

Der auferstandene Herr fordert die Jünger auf, seine Zeugen zu sein, und verkündet, wohin sie gesandt werden: »in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde« (Apg 1,8). Der universelle Charakter der Mission der Jünger tritt hier deutlich hervor. Sie unterstreicht die „zentrifugale“ geografische Bewegung, fast in konzentrischen Kreisen, von Jerusalem, das von der jüdischen Tradition als Zentrum der Welt angesehen wird, nach Judäa und Samarien und bis zu den „äußersten Grenzen der Erde“. Sie werden nicht gesandt, um Proselytismus zu betreiben, sondern um zu verkünden; Christen machen keinen Proselytismus. Die Apostelgeschichte erzählt uns von dieser Missionsbewegung: Sie zeichnet uns ein schönes Bild von der Kirche, die „im Aufbruch ist“, um ihre Berufung zu erfüllen, von Christus, dem Herrn, Zeugnis abzulegen, geleitet von der göttlichen Vorsehung durch die konkreten Umstände des Lebens. Die ersten Christen wurden nämlich in Jerusalem verfolgt und zerstreuten sich deshalb nach Judäa und Samarien und legten überall Zeugnis für Christus ab (vgl. Apg 8,1.4).

Etwas Ähnliches geschieht auch noch in unserer Zeit. Aufgrund von religiöser Verfolgung, Krieg und Gewalt sind viele Christen gezwungen, aus ihrer Heimat in andere Länder zu fliehen. Wir sind diesen Brüdern und Schwestern dankbar, die sich dem Leiden nicht verschließen, sondern in den Ländern, die sie aufnehmen, Zeugnis von Christus und der Liebe Gottes ablegen. Paul VI. forderte sie dazu auf, in Anbetracht der »Verantwortung, die die Auswanderer in ihren Gastländern tragen« (Evangelii nuntiandi, 21). In der Tat erleben wir immer häufiger, wie die Anwesenheit von Gläubigen verschiedener Nationalitäten das Gesicht der Pfarrgemeinden bereichert und sie universeller und katholischer macht. Daher ist die Migrantenpastoral eine nicht zu vernachlässigende missionarische Tätigkeit, die auch den einheimischen Gläubigen helfen kann, die Freude am christlichen Glauben, den sie empfangen haben, wiederzuentdecken.

Die Angabe „bis an die Grenzen der Erde“ sollte die Jünger Jesu zu allen Zeiten befragen und sie immer wieder drängen, über die üblichen Orte hinauszugehen, um von ihm Zeugnis abzulegen. Trotz aller Möglichkeiten, die der Fortschritt der Moderne mit sich bringt, gibt es immer noch geografische Gebiete, in denen die missionarischen Zeugen Christi mit der Guten Nachricht seiner Liebe noch nicht angekommen sind. Andererseits wird es keine menschliche Realität geben, die den Jüngern Christi bei ihrer Mission fremd wäre. Die Kirche Christi war, ist und wird immer „im Aufbruch“ sein zu neuen geographischen, sozialen und existentiellen Horizonten, um auf „Grenzbereiche“ und menschliche Situationen zugehen, um von Christus und seiner Liebe zu allen Männern und Frauen aller Völker, Kulturen und sozialen Schichten Zeugnis abzulegen. In diesem Sinne wird die Mission immer auch missio ad gentes sein, wie uns das Zweite Vatikanische Konzil gelehrt hat, denn die Kirche wird immer über ihre eigenen Grenzen hinausgehen müssen, um die Liebe Christi für alle zu bezeugen. In diesem Zusammenhang möchte ich an die vielen Missionare erinnern und ihnen danken, dass sie ihr Leben damit verbracht haben, „aus sich herauszugehen“ und die Nächstenliebe Christi gegenüber den vielen Brüdern und Schwestern zu verkörpern, denen sie begegnet sind.

3. »Ihr werdet Kraft empfangen« vom Heiligen Geist – Lasst euch immer vom Geist stärken und leiten

Als der auferstandene Christus den Jüngern ihre Sendung verkündete, seine Zeugen zu sein, versprach er ihnen auch die Gnade für eine so große Verantwortung: »Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein« (Apg 1,8). Laut der Apostelgeschichte war es tatsächlich die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Jünger Jesu, welche die erste Zeugnishandlung für den toten und auferstandenen Christus mit einer kerygmatischen Verkündigung, der so genannten Missionsrede des Petrus an die Bewohner Jerusalems, auslöste. So beginnt die Ära der Evangelisierung der Welt durch die Jünger Jesu, die vorher schwach, ängstlich und verschlossen gewesen waren. Der Heilige Geist stärkte sie, gab ihnen Mut und Weisheit, um vor allen Menschen Zeugnis für Christus abzulegen.

So wie »keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet« (1 Kor 12,3), so kann auch kein Christ ein volles und echtes Zeugnis für Christus, den Herrn, ablegen ohne die Inspiration und Hilfe des Geistes. Deshalb ist jeder missionarische Jünger Christi aufgerufen, die grundlegende Bedeutung des Wirkens des Geistes zu erkennen, mit ihm im täglichen Leben zu leben und ständig Kraft und Inspiration von ihm zu empfangen. Gerade wenn wir uns müde, unmotiviert und verloren fühlen, sollten wir daran denken, uns im Gebet an den Heiligen Geist zu wenden, der – das möchte ich noch einmal betonen – eine grundlegende Rolle im missionarischen Leben spielt, um uns von ihm erfrischen und stärken zu lassen, der göttlichen, unerschöpflichen Quelle neuer Energie und der Freude, das Leben Christi mit anderen zu teilen. »Die Freude des Heiligen Geistes zu empfangen ist eine Gnade. Es ist die einzige Kraft, die wir haben können, um das Evangelium zu verkündigen, um den Glauben an den Herrn zu bekennen« (Botschaft an die Päpstlichen Missionswerke, 21. Mai 2020). Der Geist ist also der eigentliche Protagonist der Mission: Er ist es, der das richtige Wort zur richtigen Zeit auf die richtige Weise verleiht.

Im Lichte des Wirkens des Heiligen Geistes wollen wir auch die Missionsjubiläen des Jahres 2022 lesen. Die Gründung der Heiligen Kongregation de propaganda fide im Jahr 1622 war durch den Wunsch motiviert, den Missionsauftrag in den neuen Territorien zu fördern. Das war eine Intuition der Vorsehung! Die Kongregation hat entscheidend dazu beigetragen, dass der Evangelisierungsauftrag der Kirche wirklich ein solcher war, d.h. unabhängig von der Einmischung weltlicher Mächte, um jene Ortskirchen zu gründen, die heute so lebendig sind. Wir hoffen, dass die Kongregation, wie in den vergangenen vier Jahrhunderten, mit dem Licht und der Kraft des Geistes ihre Arbeit zur Koordinierung, Organisation und Belebung der missionarischen Aktivitäten der Kirche fortsetzen und intensivieren wird.

Derselbe Geist, der die Weltkirche leitet, inspiriert auch einfache Männer und Frauen für außergewöhnliche Missionen. So gründete eine junge Französin, Pauline Jaricot, vor genau 200 Jahren das Werk für die Glaubensverbreitung; ihre Seligsprechung wird in diesem Jubiläumsjahr gefeiert. Obwohl sie sich in einer ärmlichen Lage befand, nahm sie die Eingebung Gottes an, ein Netz von Gebeten und Kollekten für die Missionare aufzubauen, damit die Gläubigen aktiv an der Mission „bis an die Grenzen der Erde“ teilnehmen können. Aus dieser genialen Idee heraus entstand der Weltmissionssonntag, den wir jedes Jahr begehen und dessen Kollekte in allen Gemeinden für den weltweiten Fonds bestimmt ist, mit dem der Papst die missionarische Tätigkeit unterstützt.

In diesem Zusammenhang erinnere ich auch an den französischen Bischof Charles de Forbin-Janson, der das Kindermissionswerk ins Leben rief, um die Mission unter Kindern zu fördern, unter dem Motto „Kinder evangelisieren Kinder, Kinder beten für Kinder, Kinder helfen Kindern in der ganzen Welt“; sowie an Frau Jeanne Bigard, die das Missionswerk des Heiligen Apostels Petrus ins Leben rief, um Seminaristen und Priester in Missionsländern zu unterstützen. Diese drei Missionswerke wurden vor genau einhundert Jahren als „päpstlich“ anerkannt. Und unter der Inspiration und Führung des Heiligen Geistes gründete der selige Paolo Manna, der vor 150 Jahren geboren wurde, die heutige Päpstliche Missionsunion, um Priester, Ordensmänner und -frauen und das gesamte Volk Gottes für die Mission zu sensibilisieren und zu animieren. Paul VI. selbst war Mitglied dieses Werkes, dessen päpstliche Anerkennung er bestätigte. Ich erwähne diese vier Päpstlichen Missionswerke wegen ihrer großen historischen Verdienste und auch, um euch einzuladen, sich mit ihnen in diesem besonderen Jahr über ihre Aktivitäten zur Unterstützung des Evangelisierungsauftrags der Weltkirche und der Ortskirchen zu freuen. Ich hoffe, dass die Ortskirchen in diesen Werken ein solides Instrument finden, um den missionarischen Geist im Volk Gottes zu nähren.

Liebe Brüder und Schwestern, ich träume weiterhin von der ganzen Kirche als eine missionarische und von einer neuen Zeit des missionarischen Handelns der christlichen Gemeinschaften. Und ich wiederhole Moses’ Wunsch für das Volk Gottes auf dem Weg: »Wenn nur das ganze Volk des Herrn zu Propheten würde!« (Num 11,29). Ja, mögen wir alle in der Kirche das sein, was wir schon durch die Taufe sind: Propheten, Zeugen, Missionare des Herrn! In der Kraft des Heiligen Geistes und bis an die äußersten Grenzen der Erde. Maria, Königin der Missionen, bitte für uns!

Rom, St. Johannes im Lateran, 6. Januar 2022, Erscheinung des Herrn.

FRANZISKUS

Wir feiern unsere Talente und Erfahrungen als CLM (Teil 3)

LMC Europa

Statt des regelmäßigen Treffen der europäischen CLM in Polen, kamen wir zu einem digitalen Treffen zusammen. Der Titel “Wir feiern unsere Talente und Erfahrungen als CLM” sollte ein vielfältiges Programm und diverse Workshops ermöglichen. Sowohl Inhalte als auch Umsetzung der Workshops spiegelten die Vielfalt der CLM-Lebensweisen und Berufungen wider.

Der letzte Workshop am Tag der Talente und Erfahrungen der CLM wurde von den CLM aus Italien durchgeführt. Die italienischen CLM stellten eine Auswahl ihrer Projekte vor, die sie in verschiedenen Teilen des Landes entwickelt haben.

Die CLM-Gruppe in der Gemeinde La Zattera in Palermo bildet eine offene Wohngemeinschaft mit der Möglichkeit zur Aufnahme von Migranten. La Zattera ist ein Haus und Ort um gemeinsam Leben zu organisieren, sich auszuruhen und sich in die neue Gesellschaft zu integrieren.

LMC Europa

Die Projekte der CLM-Gruppen in Venegono die Projekte bieten Unterkünfte für verschiedene Flüchtlingsgruppen – von der Erstaufnahme bis zur letzten Anlaufstelle auf dem Weg in ein eigenständiges Leben in Europa.

Sie erläuterten  und betonten auch die Sensibilisierungsarbeit in den Schulen. Die Realität der Welt wird Kindern und Jugendlichen durch Bildungsaktionen nahegebracht, die an verschiedene Altersgruppen angepasst sind, manchmal mit dem Zeugnis von afrikanischen Migranten oder auch mit Besprechung eines Buches, das dazu beiträgt, die Realität einer sich wandelnden Gesellschaft und die Rolle jedes Einzelnen in dieser Gesellschaft, insbesondere der Jüngsten, besser zu verstehen und anzunehmen.

LMC Europa

Aus seiner besonderen Lebensform erzählt Simone von seinem Leben als CLM in einer Hausgemeinschaft der Comboni-Missionare in Castel Voturno. Das Zusammenleben mit den Ordensbrüdern hat sich nach seinem Auslandsaufenthalt mit der Zeit so ergeben und ermöglicht ihm Projekte der Comboni Familie zu begleiten. In seiner Arbeit im Projekt „Black and White“ geht es um Bildungs- und Freizeit-Angebote für Kinder von Migrant:innen, die obwohl sie in Italien geboren sind, nicht das Recht auf die italienische Staatsbürgerschaft haben, aber zugleich keinen Bezug mehr zur Heimat ihrer Eltern haben, weil sie selbst dort nie waren.

LMC Europa

Den Abschluss dieses intensiven Tages hatten einige spanische CLM vorbereitet. Ein einfaches Gebet in verschiedenen Sprachen, in dem wir dem Herrn alles, was wir geteilt haben, zu Füßen legen konnten sowie die Bedürfnisse all derer, denen wir dienen, und unsere Bereitschaft, den Weg unsere Berufung weiterzugehen. Mit dem Vaterunser in jeder unserer Sprachen schlossen wir diesen schönen Tag des Austauschs.

Unter die über dreißig zuhörenden CLM aus allen europäischen Provinzen, gesellten sich am Abend des Workshop-Tages auch einige CLM aus dem Globalen Süden. Einige andere konnten (u.a. wegen schlechter Internetverbindungen) nicht live teilnehmen, aber schlossen uns in ihr Gebet ein (wie sie in der gemeinsamen Whatsapp-Gruppe schrieben). Neue Ideen von anderen Initiativen haben uns gegenseitig ermutigt, weil wir an einer gemeinsamen Sache zusammen in der Bewegung der Comboni Laien Missionare verbunden und zusammen sind.

Wenn Sie auch von den Projekten der CLM aus Deutschland, Polen, Portugal und Spanien mehr wissen wollen, lesen Sie Teil 1 und 2 dieses Berichts.

Text: Alberto de la Portilla. Übertragung: Christoph Koch

Wir feiern unsere Talente und Erfahrungen als CLM (Teil 2)

LMC Europa
LMC Europa

Statt des regelmäßigen Treffen der europäischen CLM in Polen, kamen wir zu einem digitalen Treffen zusammen. Der Titel “Wir feiern unsere Talente und Erfahrungen als CLM” sollte ein vielfältiges Programm und diverse Workshops ermöglichen. Sowohl Inhalte als auch Umsetzung der Workshops spiegelten die Vielfalt der CLM-Lebensweisen und Berufungen wider.

Der CLM-Workshop-Tag ging nach einer südeuropäisch langen, wohlverdienten Mittagspause am Nachmittag vielfältig weiter. Die portugiesischen CLM berichteten von einem Projekt in einer Gemeinde namens Fetais. Die CLM-Gruppe in Portugal beschloss im vergangenen Jahr eine Gemeinschaft in den Außenbezirken von Lissabon zu gründen. In einem Viertel mit großer Vielfalt, Migrant:innen aus den ehemaligen portugiesischen Kolonien in Afrika, aber auch Lateinamerikaner:innen und Menschen aus Asien leben sowie Sinti und Roma.

All diese große Vielfalt macht das Leben dort zu einer ganz besonderen Erfahrung. Zweifellos ein Schmelztiegel der Kulturen, der viel Reichtum mit sich bringt, aber manchmal auch viele Herausforderungen, die mit der Ausgrenzung zusammenhängen. Diese Erfahrung gab Anlass zu einer Debatte über die Rechte von Migrant:innen in der Europäischen Union, über die gemeinsame Politik, die die Einwanderung nicht erleichtert, und darüber, wie die ungleichen Anforderungen des einen oder anderen Landes dazu führen können, dass Menschen je nach der lokalen Gesetzgebung benachteiligt werden.

Im Workshop der spanischen CLM ging es um die Bedeutung der politischen Lobbyarbeit für unser missionarisches Handeln in Europa. In einer ausführlichen Präsentation wurden Zitate aus den päpstlichen Enzykliken und Konzepte der JPIC-Bewegung erläutert, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzt. Papst Franziskus ruft dazu auf, dass wir uns klar positionieren und ermutigt uns als Laien zu politischer Verantwortung: angefangen bei der Sensibilisierung der Menschen für Fragen der Gerechtigkeit, über Beispiele einer Gemeinwohl-Ökonomie bis hin zur politischen Einflussnahme auf Sorge um unseren Planeten und unsere Mitmenschen.

LMC Europa

Die Präsentation wurde von einem Beitrag von Schwester Benjamine begleitet und ergänzt. Sie sprach eindrücklich über die Arbeit von Talita Kum gegen Menschenhandel. Bruder Simone sprach über die Arbeit von VIVAT International und den Druck, den sie auf die UNO und Genf auszuüben versuchen, um die globale Politik zu ändern. Und Pater Lorenzo erzählte vom Kampf des Netzwerks Kirche und Bergbau gegen missbräuchliche Bergbauaktivitäten in Lateinamerika. Sie alle unterstrichen die Verantwortung und die Notwendigkeit der Arbeit in diesem Sektor, die wir in Europa haben.

Die beiden Workshops der CLM aus Portugal und Spanien betonten nochmals die politische Brisanz aber auch Aktualität der Themen Migration, Diversität, globale Ungerechtigkeit, Menschenrechte und Umweltschutz. Die „externen Beiträge“ verorteten die Themen die uns CLM beschäftigen nochmals in internationalen Netzwerken. Dadurch stärkte der gemeinsame Workshop-Tag Wissen aber auch Engagement für eine andere, bessere, friedlichere Welt. Wie vielfältig dies umgesetzt werden kann, zeigen die Beispiele der CLM-Gruppen in Italien, im Teil 3 dieses Berichts…

Text: Alberto de la Portilla. Übertragung: Christoph Koch

Wir feiern unsere Talente und Erfahrungen als CLM (Teil 1)

LMC Europa

Unter diesem weitschichtigen Titel veranstalteten die europäischen CLM am vergangenen Samstag einen gemeinsamen, vielfältigen Workshop-Tag mit diversen Einzelworkshops. Sowohl Inhalte als auch Umsetzung der Workshops spiegelten die Vielfalt der CLM-Lebensweisen und Berufungen wider.

Zunächst einmal möchten wir dem europäischen Komitee für die mehrmonatige Organisation dieses Treffens danken. Es war nicht einfach, aber am Ende hat es sehr gut funktioniert, und die Simultanübersetzungen haben es CLM aus verschiedenen Ländern ermöglicht, teilzunehmen und von allem, was ausgetauscht wurde, zu profitieren. In einem gemeinsamen Mural wurden die Aktivitäten und Diskussionsbeiträge des Tages online gesammelt.

Die Idee des Treffens war es, eine Vielfalt von Inhalten und Erfahrungen anzubieten, die den Interessen, Aktivitäten und Verpflichtungen sowie den Berufen und Berufungen entsprechen, die wir als CLM in Europa oder von Europa aus entwickeln.

LMC Europa

Das Treffen begann mit dem Beitrag der CLM aus Deutschland, die über ein mehrjähriges Projekt zum Thema Frieden berichteten. Es begannen mit der Unterstützung von Comboni-Projekten für die Entwicklung des Friedens im Sudan. Bei der Beschäftigung mit Projekt und Situation im Südsudan wurden die unterschiedlichen Perspektiven auf Frieden und Post-Konflikt-Situationen sichtbar. Gemeinsam hat die CLM-Gruppe verschiedene Konzepte zur Friedensbildung global und lokal recherchiert und daraus Plakate mit Anregungen zur Umsetzung einer friedlicheren Welt zusammengestellt. Derzeit werden diese übersetzt.

Im Anschluss daran ermutigten uns die CLM aus Polen, darüber nachzudenken, wie wir das Bewusstsein für unsere Arbeit schärfen und wie wir Mittel dafür aufbringen oder sammeln können. Sie betonten, wie wichtig es ist, Mitstreiter einzubeziehen und eine Verbindung herzustellen, die es uns ermöglicht, die Arbeit weiterzuverfolgen und zu unterstützen (z.B. über Freundesbriefe wie es die MaZler auch schon machen). Es wurden verschiedene Initiativen und Möglichkeiten vorgestellt. Anschließend wurden Initiativen aus anderen CLM Gruppen und Ländern vorgestellt, die bereits Früchte tragen.

LMC Europa

Im nächsten Workshop ging um Mission als Familie. Es war eine bereichernde Zeit, in der wir aus Erfahrung erzählten und reflektieren, was es bedeutet, als Familie in der Mission zu sein und wo das möglich ist (bzw. dass es auch Orte und Zeiten gibt, die sich für einen Einsatz als missionarische Familie weniger eignen).

Eine Herausforderung aber auch ein Missverständnis ist, scheinbar nicht alle Zeit allein für Missionsaktivitäten zu haben. Allerdings zeigen die Erfahrung der CLM, dass es bei Mission um ein Lebenszeugnis im Alltag geht und damit eben auch in einer zeitlich begrenzten Wirklichkeit – aber dafür von Familie-zu-Familie manchmal leichter verständlich. Auch für Kinder und Jugendliche ist ein CLM-Einsatz eine Bereicherung.

LMC Europa

Die Familiensituation verdeutlicht unsere Rollen als Laien und Christen.

Schon dieser Vormittag war sehr intensiv und der Austausch über unser unterschiedlichen Erfahrungen als CLM-Gruppen aber auch die diversen Talente als Comboni Laien Missionare eine Bereicherung.

Wie es am Nachmittag weiter ging, lesen Sie in Teil 2 …

Text: Alberto de la Portilla. Übertragung: Christoph Koch  

Osterbotschaft des Generalrats MCCJ: „Der Auferstandene, der uns nicht allein lässt“

Pascua
Pascua

„Für Millionen von Menschen ist dieses Osterfest geprägt von Leiden, Krieg, Flucht, Hunger, Tod und Zerstörung. Von menschlicher Sicht aus betrachtet, erzeugt dieses Szenario in uns ein Gefühl der Angst und des Verlustes: das Gefühl, in eine Sackgasse geraten zu sein. Für uns Missionsjünger hingegen ist dies nicht die Zeit zu klagen, sondern mit gläubigem Blick dem Auferstandenen zu begegnen, der uns nicht allein lässt.“ (Generalrat)

Osterbotschaft

„Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen“.
(Offb 21:1-4)

Liebe Mitbrüder,
Mit großer Freude teilen wir mit Euch die Frohbotschaft, dass der neue Himmel und die neue Erde schon unter uns sind: Er ist auferstanden! “Das ist die Wohnung Gottes unter den Menschen“. Halleluja!

Passionszeit

Von Auferstehung, neuem Himmel und neuer Erde in Zeiten von Pandemien und Krieg im Ostern zu sprechen, scheint ein Widerspruch zu sein. Anstatt Zeichen des Lebens sehen wir Zerstörung und Tod, denn Kriege und Krankheiten sind Zeichen des Leidens und des Todes Jesu, die im Leben seines Volkes fortdauern. Für Millionen von Menschen ist dieses Osterfest geprägt von Leiden, Krieg, Flucht, Hunger, Tod und Zerstörung. Von menschlicher Sicht aus betrachtet, erzeugt dieses Szenario in uns ein Gefühl der Angst und des Verlustes: das Gefühl, in eine Sackgasse geraten zu sein. Für uns Missionsjünger hingegen ist dies nicht die Zeit zu klagen, sondern mit gläubigem Blick dem Auferstandenen zu begegnen, der uns nicht allein lässt: “Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen”. Der Auferstandene ist der Gekreuzigte. An seinem verherrlichten Körper sind die unauslöschlichen Wunden erkennbar, die zu Hoffnungsschimmern geworden sind. Papst Franziskus sagt: “… Gleichgültigkeit, Egoismus, Spaltung und Vergessen sind wahrlich nicht die Worte, die wir in dieser Zeit hören wollen. Wir wollen sie aus allen Zeiten verbannen! Sie scheinen besonders dann die Oberhand zu bekommen, wenn Angst und Tod in uns dominieren, d.h. wenn wir den Herrn in unseren Herzen und in unserem Leben nicht siegen lassen. Er, der den Tod bereits besiegt und uns den Weg zum ewigen Heil eröffnet hat, vertreibe die Schatten unserer armen Menschheit und führe uns hin zu dem herrlichen Tag, der keinen Abend kennt“. (Osterbotschaft Urbi et Orbi – 12. April 2020).

Eine Zeit zum Zuhören und Urteilen

Das Licht der Osterkerze, das unsere Kerzen entzündet, ist das Licht des Auferstandenen, das unser Tun und Handeln, die Frucht unseres Zuhörens, erhellt. Wir vernehmen die Schreie von Millionen von Menschen, die in ständiger Todesgefahr leben; von Mitbrüdern, die mit uns in der Mission zusammenarbeiten; das Wort und die Stimme des Heiligen Geistes, der uns in Austausch und Gebet die Zeichen der Zeit zu erkennen hilft, die uns als Gesellschaft, als Institut und als Kirche begleiten. In vertraulicher Einheit mit dem Auferstandenen werden wir missionarische Jünger, die berufen sind, die Freude des Evangeliums in der Welt von heute zu leben. Wir sind eine Mission. Durch unser Zeugnis und unseren Dienst verkünden wir den neuen Himmel und die neue Erde, denn “der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr…  Denn was früher war, ist vergangen“. Die Stimme der Hoffnung erklingt: Christus ist erstanden! Es ist der Sieg der Liebe über die Macht des Bösen, der das Leiden und den Tod nicht “umgeht”, sondern direkt angeht und dem Abgrund einen Mittelweg eröffnet, der Böses in Gutes verwandelt: das ausschließliche Zeichen der Macht Gottes.

Zeit zum Feiern

“… Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal“. Die Gewissheit, dass der Auferstandene unter uns lebt, erfüllt uns mit Freude und bekräftigt unsere Berufung, am Reich Gottes mitzubauen, das für alle Leben in Fülle bedeutet, besonders für die Ärmsten und Verlassensten. Das ist Grund zum Feiern: Die kleinen und großen Siege, die täglich in unseren Missions- und Pfarrgemeinden durch Zeichen von Solidarität, Teilen, Versöhnung, Geschwisterlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden errungen werden; den Sieg der zärtlichen Liebe über den Tod durch den Schutzengeldienst am Nachbarn, inmitten von Kriegen, Auseinandersetzungen, Pandemien, Gewalttaten usw. In diesem österlichen Kontext feiern wir das 19. Generalkapitel als einen österlichen Kairos, als einen Kairos des Geistes: “Er, der auf dem Thron saß, sprach: „Seht, ich mache alles neu'”. (Offb 21,5).

Allen wünschen wir frohe und gesegnete Ostern!
Der Generalrat
Rom, 17. April 2022