Comboni Lainmissionare

Die geschichtliche Entwicklung des Instituts der Comboni-Missionare

LOGO 150 aniversario MCCJ„Das Leben von Daniel Comboni (1831-1881) – schreibt P. Fidel González Fernández, Comboni-missionar – nimmt einen klaren, einheitlichen Entwicklungsgang, in dem die verschiedenen Aspekte zusammenfließen. Wir wollen jedoch hier unsere Auf-merksamkeit auf Comboni, den Gründer von „Missionsinstituten“ richten, und zwar im Kontext der von Propaganda Fide abhängigen Missionsinstituten. Comboni hat zwei „Missionsinstitute“ gegründet: ein Seminar oder Missionsinstitut für die afrikanischen Missionen (1867) und das Institut der „Frommen Mütter des Negerlandes“ (1872). Dieses ist Teil der Geschichte der „neuen Institute“ gottgeweihten Lebens, die im neunzehnten Jahrhundert eine ganz besonders innovative Geschichte haben. In der geschichtlichen Entwicklung des Instituts der Comboni-Missionare kann man ganz klar drei Phasen unterscheiden.“

DAS COMBONI-INSTITUT FÜR DIE AFRIKANISCHEN MISSIONEN IN SEINER ERSTEN “SÄKULAREN” PHASE

(Erster Teil)

  1. Die Geschichte der Missionen und der Missionsinstitute unter Propaganda Fide

Die Geschichte der Evangelisierung beginnt am Pfingsttag und entwickelt allmählich neue Formen in der Kirchengeschichte[1]. In den ersten Jahrhunderten verbreitet sich das Christentum“ von Erfahrung zu Erfahrung” (Ratzinger). Erst ab dem IV. Jahrhundert bildet sich langsam eine „organisierte“ Missionstätigkeit heraus. In der Moderne entstehen neue Formen und Methoden. Gottgeweihte Personen, alte Orden und neue Institute, „Missionsinstitute ad gentes“ genannt, arbeiten jetzt unter den nichtchristlichen Völkern. Name und Begriff von „Missionsinstitut“ sind in der Kirchengeschichte relativ neu, wie auch die Bezeichnung „Mission“. Sie wurden nach der Gründung von Propaganda Fide (1622) eingeführt. Die Missionare sind “Ausgesandte” des Papstes, die in irgendeinem Gebiet der Welt unter Nichtkatholiken und Nichtchristen (Evangelisierung der Völker oder ad gentes) apostolische Aufgaben übernehmen (Jesuiten und später Lazzaristen, Congregatio Missionum, 1625).

Joseph Ratzinger schreibt auf einer der letzten Seiten seines Buches Jesus von Nazareth, wo er von der „Zwischenankunft“ (zwischen Bethlehem und der endgültigen Verherrlichung) spricht, dass diese „Wiederkunft“ viele Weisen annimmt, aber einige von ihnen „Epoche machen“. Er bezieht sich auf den Einfluss von gewissen Persönlichkeiten, mit deren Hilfe Christus in der Geschichte wirkt. Der Heilige Geist ruft durch diese Persönlichkeiten Bewegungen in der Kirche ins Leben, die von der Schönheit des Christ-Seins Zeugnis geben, gerade zu Zeiten, in denen die Glaubensmüdigkeit eine Art Epidemie wird. Das ist in der modernen Missionsgeschichte geschehen. Beschäftigt man sich mit der Missionsgeschichte ad gentes, die mit der Gründung von Propaganda Fide beginnt, kann man eine ganze Reihe von charismatischen Persönlichkeiten anführen, die das Missionswerk ad gentes in die Hand genommen haben. Der Papst hatte Propaganda die Aufgabe übertragen, sich um die notwendigen Glaubensboten umzusehen, „um in allen Missionsgebieten das Evangelium zu verkünden und die katholische Lehre zu verbreiten“. Da die Kongregation selber über keine eigenen Missionare verfügte, musste sie bei den alten Orden anklopfen. Ihr Aufruf hatte aber nur geringen Erfolg. Deswegen unterstützte sie die Geburt von neuen Missionsinstitutionen unter ihrer Jurisdiktion. So begann die Geschichte der Missionsinstitute “ad gentes”.

Propaganda Fide kannte einerseits die Vorteile, welche die alten Orden für die Missionsarbeit mitbrachten, andererseits aber auch die Nachteile. Diese zwei Aspekte hatte der Sekretär von Propaganda Fide Alberizi in seinem Bericht vom 4. Dezember 1657 hervorgehoben. Darin heißt es: „es kommt vor, dass die Ordensleute in erster Linie den Ruhm ihres Ordens suchen in der Überzeugung, für die Ehre Gottes zu arbeiten“. Andere Nachteile waren die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Orden, ihr geringes Interesse, den einheimischen Klerus zu fördern oder ihm genügend Vertrauen zu schenken und ihr Widerstand bei der Ernennung von Missionsbischöfen. Sie strebten danach, sich in den Gebieten durch ein Missionsmonopol „für immer festzusetzen“. Alberizi wies auch auf die Gründe hin, warum die Erfolge der Evangelisierung so gering waren, sowie auf die schädlichen Folgen des Monopols von gewissen Orden und der Einflussnahme auf die Missionstätigkeit von politischen Gruppen, an die sich die Missionare selbst oft zu sehr anlehnten. Der Bericht schloss mit einem direkten Hinweis auf die erst erfolgte Gründung des Seminars für die Auslandsmissionen von Paris (MEP) und auf das Propaganda Kolleg in Rom. Man stand vor dem neuen kirchlichen Phänomen der “säkularen”[2] Missionsinstitute. In diesem Kontext werden verschiedene Missionare allmählich mit ihren Initiativen beginnen, auch Daniel Comboni, und Missionsseminare oder Missionsinstitute gründen (die Terminologie ist noch sehr ungenau und die rechtliche Form solcher Gründungen wird erst gegen Ende des XIX. Jahrhunderts klar umrissen werden). Im neunzehnten Jahrhundert war es nicht möglich, weitere Orden nach altem Modell zu gründen. Das erlaubte weder das Kirchenrecht noch die staatlich-liberale Gesetzgebung. Mit der französischen Revolution beginnt auch für die Kirchengeschichte und für das gottgeweihte, apostolische Leben eine neue Epoche. Die Missionsgeschichte der Kirche befand sich bereits seit längerer Zeit in einer tiefen Krise und viele kirchliche Institutionen erlebten einen Niedergang (manche sterben aus), es entstanden aber gleichzeitig zahlreiche neue, apostolische Gründungen, die noch auf der Suche nach einer eigenen rechtlichen Form waren.

Der Zusammenbruch von alten Regierungsformen, der Zerfall der alten Gesellschaft der „sozialen“ Schichten, die Entstehung der neuen, liberalen Gesellschaft der sozialen „Klassen“ und der Nationalstaaten werfen die alte, kulturelle, soziale und politische Ordnung über den Haufen und mit ihr auch die kirchliche Ordnung. In dieser vom Liberalismus geprägten Gesellschaft lösen sich viele alte kirchliche Strukturen auf oder werden sogar von der beherrschenden Ideologie überrumpelt. Die alten Orden ringen um ihr Überleben oder bemühen sich, in einigen Fällen, um eine Restauration. Man darf diesen Zustand jedoch nicht dem liberalen Staat allein in die Schuhe schieben. Viele Orden befanden sich bereits seit geraumer Zeit in einem Zustand inneren Verfalls. Der Heilige Stuhl versuchte es – oft mit viel Mühe – mit einer Restauration, indem er unwirksame Gesetze und Normen erließ. Von den alten Orden überlebten nur wenige. Es sind jene, die die Kraft ihres eigenen Charismas wiederentdecken und zum Geist des Ursprungs zurückfinden. Es entstehen neue kirchliche Institutionen, die auch in der Missionsgeschichte aufscheinen.

  1. Kontext der neuen missionarischen Bewegung

Was die Mission betrifft, muss man sich die desolate Lage der Missionstätigkeit ad gentes der Kirche zur Zeit der französischen Revolution vergegenwärtigen. Die Auflösung des Jesuitenordens (1773) und das damit verbundene Auflassen seiner Missionen haben für die Missionstätigkeit verheerende Folgen nach sich gezogen. Der Missionsgeschichtsschreiber Joseph Schmidlin hat festgestellt, dass es am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in der ganzen nicht-katholischen Welt höchstens 300 Missionare gegeben hat (die Missionare in protestantischen Ländern miteingeschlossen). Die Aufhebung der Kongregation von Propaganda Fide durch das französische Direktorium (15. März 1798) symbolisiert diese Dekadenz. Sie wurde als nutzlose Institution hingestellt. Napoleon hatte ihre Errichtung zwar wieder erlaubt, aber um sich ihrer für seine eigenen Zwecke zu bedienen. Alle Kolonialmächte des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts waren von dieser Mentalität geprägt. Propaganda Fide hat trotz ihrer neuen Struktur durch Papst Pius VII. 1817 bis zur Wahl von Papst Gregor XVI. ein Schattendasein geführt. Erst ab diesem Zeitpunkt erwachte in einigen kleinen Kreisen langsam die Mission ad gentes.

Zum Erwachen des Missionsgeistes hat eine um sich greifende christliche Erneuerungsbewegung beigetragen, die sich zuerst der aufklärerischen und dann der liberal-positivistischen Kultur entgegensetzte. Einige betrachteten die Dringlichkeit der Missionstätigkeit als einen Imperativ der “Caritas Cordis Christi”. In diesem Kontext  muss die Geburt der Missionswerke gesehen werden. Zu den wichtigsten Erscheinungen der Missionsbewegung gehören das Institut für die Auslandsmissionen von Paris und die „Missionssäkularinstitute“.

  1. Die verschiedenen Entwicklungsphasen des Comboni-Instituts

Besondere Aufmerksamkeit schenkt die Missionsbewegung des neunzehnten Jahrhunderts den schwarzen Völkern Afrikas. In dieser Bewegung spielen sich die mühsame Geschichte der Mission Zentralafrikas und die Gründung von Comboni ab. Der junge Missionar Daniel Comboni hat in dieser Geschichte eine ständig wachsende Stellung eingenommen. Sein Ausbildungsgang hat ihm in seinem missionarischen Heranreifen geholfen. Seine endgültige Berufung zur Evangelisierung jener Völker und zur Gründung des Missionsseminars für die Missionen Afrikas erreichte seinen charismatischen Höhepunkt mit dem „Plan für die Evangelisierung Afrikas“ (1864), den bereits andere Autoren ausführlich beschrieben haben[3]. Das Leben von Daniel Comboni (1831-1881) nimmt einen klaren, einheitlichen Entwicklungsgang, in dem die verschiedenen Aspekte zusammenfließen. Wir wollen jedoch hier unsere Auf-merksamkeit auf Comboni, den Gründer von „Missionsinstituten“ richten, und zwar im Kontext der von Propaganda Fide abhängigen Missionsinstituten. Comboni hat zwei „Missionsinstitute“ gegründet: ein Seminar oder Missionsinstitut für die afrikanischen Missionen (1867) und das Institut der „Frommen Mütter des Negerlandes“ (1872). Dieses ist Teil der Geschichte der „neuen Institute“ gottgeweihten Lebens, die im neunzehnten Jahrhundert eine ganz besonders innovative Geschichte haben[4].

In der geschichtlichen Entwicklung des Instituts der Comboni-Missionare kann man ganz klar drei Phasen unterscheiden.

Die erste Phase beginnt mit der Gründung des Missionsseminars für Afrika, das ein ganz konkretes Ziel verfolgt, nämlich die Evangelisierung, und im Einklang steht mit ähnlichen, bereits bekannten Initiativen der Kirche seit dem siebzehnten Jahrhundert. Die Mitglieder waren Weltpriester oder Priesterkandidaten, denen sich von allem Anfang an einige Laienmitglieder anschlossen. Aus unseren Quellen geht nicht hervor, dass sie ursprünglich durch eine Art Gelübde gebunden waren. Der Kandidat musste nur versprechen, nach der „Zielsetzung“ des Seminars unter den rechtmäßigen Oberen zu leben. Dabei erhielt er die „Bescheinigung“ als apostolischer Missionar, die die Propaganda Fide den Missionaren ausstellte, die unter ihrer Abhängigkeit arbeiteten. In dieser Phase wird betont, dass seine Mitglieder Weltpriester sind. Diese blieben irgendwie an ihre Heimatdiözese gebunden, die sie für gewöhnlich vorstellte oder wenigstens für die Missionstätigkeit empfahl. Das Institut „hängt vom Papst und von der Kongregation der Propaganda Fide ab… Der unmittelbare Obere des Instituts ist der Bischof von Verona. Er wird von einem Rektor vertreten, welcher für gewöhnlich aus den Reihen der Missionare genommen wird, die Mitglieder des Fundamental-Instituts sind und bei der Ausübung des Apostolats in Afrika Erfahrung gesammelt haben“. „Der Bischof von Verona wird in seiner Funktion von einem Gremium unterstützt, in welchem er den Vorsitzt führt, und welches aus den besten und angesehensten Priestern und Laien seiner Diözese zusammengesetzt ist, und den Titel eines Zentralrates des Werkes für die Wiedergeburt Afrikas trägt“[5]. Diese Regeln spiegeln zum Teil die rechtliche Dynamik der Auslandsmissionen von Paris wieder, aber mit wichtigen Varianten. Diese betreffen die grundlegende Autorität des Bischofs von Verona und des von ihm gewählten Rates. Der “Bischof von Verona hat dieses Seminar auf Bitten vom Priester und apostolischen Missionar Daniel Comboni 1867 kanonisch errichtet“. Das Seminar für die afrikanischen Missionen von Verona ist so entstanden und wird in seiner prekären Existenz bis Ende 1871 so bleiben[6].

Von jenem Jahr an zeichnet sich eine klarere Form des Seminars für die afrikanischen Missionen ab und mehr noch für die Mission von Zentralafrika, einem ausgedehnten Gebiet ohne genaue Grenzen. Comboni hatte bereits mit seinem Missionswerk in Kairo wichtige Erfahrungen gesammelt, das er 1868 gegründet hatte. Es ist ihm klar geworden, dass ein Seminar für die afrikanischen Missionen in Zentralafrika ohne eine spezifische, rechtliche Struktur nicht auskommt. Schmerzliche Erfahrungen hatten ihn darüber belehrt. Das Gemeinschaftsleben und die Missionstätigkeit erforderten einen größeren Zusammenhalt unter seinen Missionaren und einen entschiedeneren formellen Einsatz.

Damit fängt die zweite Phase dieser Geschichte an. Comboni beginnt die Regeln seines Instituts zu schreiben und bemüht sich um die Approbation von der Propaganda Fide. Es sei hier darauf hingewiesen, dass der Begriff Institut nicht mit der Bedeutung identisch ist, den es in unserem heutigen Sprachgebrauch hat[7].

In dieser zweiten Phase wird von den Mitgliedern des jungen Instituts eine spezifischere, kanonische Bindung verlangt, aber immer nach den „Regeln von 1871-1872“, die die Propaganda Fide nie approbiert hat. Es fehlt aber immer noch jene rechtliche Genauigkeit, die damals für kirchliche Institutionen öffentlichen Rechtes verlangt wurde. Auch die Ausdrucksweise und die festgesetzten Normen wie „Noviziat“ und andere sind weiterhin ungenau, obwohl sie sich an die Terminologie des klassischen Ordenslebens halten. Es sind ermahnende, allgemeine, juristische „Regeln“ und werden deswegen auch nie approbiert werden. Die Vorbereitung auf die Afrikamission sollte in Verona oder Kairo stattfinden. Es wurden keine Gelübde abgelegt – und wie es scheint auch keine private – aber es gab die Bindung an die afrikanische Mission durch einen Eid „auf ewig“, den Gehorsam den rechtmäßigen Oberen gegenüber und die Abhängigkeit vom eigenen kirchlichen Oberen. Es ist ausdrücklich von der Kongregation Propaganda Fide und dem Bischof von Verona die Rede, aber es fehlt eine klare und präzise rechtliche Form. Die Regeln des Instituts enthalten Hinweise auf eine radikale Lebensweise (sie weihen ihre Werke und, wenn nötig, auch ihr Leben…), ohne aber genau den Inhalt zu beschreiben. In der Einleitung zu den Regeln schreibt Comboni:

“Damit die Regeln des Instituts, welches Apostel auszubilden hat, von Dauer sind, müssen sie sich auf allgemeine Prinzipien stützen…” und er gibt gleich den Grund an: “Würden sie sehr ins Einzelne gehen, würde sehr schnell entweder die Notwendigkeit  einer Änderung oder eine gewisse Lust am Ändern das Fundament des Gebäudes bedrohen und sie würden zu einem harten Joch und zu einer schweren Last für denjenigen werden, der sie beobachten muss. Weil nun das Feld, auf dem der Kandidat zu arbeiten hat, so ganz anders und unermesslich ist, kann es auch nicht auf bestimmte Ämter wie in den Ordensgemeinschaften eingegrenzt werden; wohl aber müssen jene allgemeinen Prinzipien sein Denken und sein Herz beherrschen in einer Weise, dass er sich selber zurechtfinden kann, indem er sie mit Umsicht und Urteilskraft zu verschiedensten Zeiten und an ganz verschiedenen Orten und unter ganz anderen Umständen zur Anwendung bringt, in die ihn seine Berufung stellt. Um das Ziel zu erreichen, auf welches das neue Institut der Mission für Afrika ausgerichtet ist, werden deshalb nur jene grundlegenden Prinzipien aufgestellt, die seine wahre Ausrichtung charakterisieren, und die den Schülern als Richtschnur dienen, um mit voller Gleichförmigkeit und jener Ausgeglichenheit des Geistes und des äußeren Benehmens zu prüfen, woran man die Mitglieder einer einzigen Familie erkennen kann”[8].

In dieser Phase werden die Mitglieder des Instituts bereits als “Priester und Laien” bezeichnet, die sich der Mission weihen[9]. In den Regeln von 1871 heißt es: „Das Institut oder Kolleg für die Missionen von Afrika ist eine Vereinigung von Priestern und Laienbrüdern, welche sich ohne Gelübde… der Bekehrung Afrikas widmen”[10]. Die „ Regeln und die Organisation des Instituts für die Missionen von Afrika in Verona” von 1872 sind ein von Comboni selbst gekürzter und umgearbeiteter Text seiner Regeln von 1871[11]. Der Text dieser zweiten Auflage der „Regeln“ ist Teil der Dokumentation, die im Kardinalsbericht von 1872 an Propaganda Fide aufscheinen. Nach dem Kardinalstreffen wurde Comboni zum Provikar ernannt und dem Institut, das er in Verona und Kairo gegründet hatte, die Mission von Zentralafrika übertragen. Es heißt: „Das Institut für die Missionen von Afrika ist eine freie, säkulare Vereinigung von Priestern und Laien, die ihre Tätigkeit und, wenn nötig, auch ihr Leben der Bekehrung der armen Heiden von Zentralafrika weihen, unter der Abhängig von den rechtmäßigen Oberen und den Vorschriften dieser Regeln”[12].

Von 1872 bis zu seinem Tod werden Comboni selbst und die anderen Mitglieder die Form des Instituts allmählich klarer zu definieren suchen. Comboni bemühte sich um die endgültige, kanonische Approbation durch Propaganda Fide: aber welche Art von Vereinigung schwebte ihm vor? Welche rechtliche Form wollte er? Es handelte sich nicht um eine Kongregation mit einfachen Gelübden im modernen Sinn. Es ging ihm auch nicht, wie es scheint, um eine Kongregation oder Gesellschaft ähnlich jenen, die bereits existierten, und von der Kirche seit dem sechszehnten Jahrhundert approbiert worden waren. Solche waren zum Beispiel die Missionspriester und später Kongregationen mit einfachen Gelübden wie die Redemptoristen und Passionisten. Handelte es sich vielleicht um eine Art „apostolische Gesellschaft“ von Priestern und Laien, die sich wie die Auslandmissionen von Paris oder andere ähnliche Gründungen den Missionen weihen?[13] Den Quellen nach scheint das die Absicht Combonis gewesen zu sein. Durch seinen vorzeitigen Tod ist die juristische Frage unbeantwortet geblieben. Die darauf folgende Phase hat mit Comboni nichts mehr zu tun. Wir müssen aber zugeben, dass Comboni von seinen Missionaren jene radikale, evangelische Lebensweise verlangte, die typisch für Ordensleute ist, obwohl sie keine Ordensleute im klassischen Sinn waren. Diese Sachlage finden wir auch in ähnlichen, apostolischen Gemeinschaften von damals. Dachte Comboni vielleicht daran, sein Institut in eine Kongregation klassischen Stils umzuwandeln wie es später geschehen ist? Die verfügbaren Unterlagen erlauben uns jedoch nicht, eine sichere Antwort zu geben, denn für die Geschichte zählen nur Fakten und keine Absichten. Was er aber sicher vorhatte, war eine Gesellschaft von Missionaren ins Leben zu rufen, die sich ganz Christus und seiner Kirche für die afrikanische Mission weihen, alle Merkmale gottgeweihten Lebens aufweisen, und den Spuren ähnlicher Gründungen zu folgen, die von der Kirche bereits anerkannt wurden oder im Entstehen waren.

Vielleicht kann man zusammenfassend sagen: von 1871 bis 1881, dem Todesjahr Combonis, macht sich das Seminar oder das von ihm gegründete afrikanische Missionsinstitut auf die Suche nach einer eigenen, juristischen Form für die „Vereinigung von Priestern und Laien“, die sich der Mission weihen und ihr durch dauerhafte Bindungen angehören („Weihe“: zuerst für zehn Jahre nach den Regeln von 1872, die aber die Tür für die ewige Weihe offen lassen; später ganz ausdrücklich “in perpetuo”, wie es im Text des Missionseids für Brüder heißt, den Comboni selbst verfasst hatte). In seiner logischen Entwicklung hätte sich sicher eine dauerhafte societas gemeinsamen und apostolischen Lebens herausgebildet. Jeder Samen braucht seine Zeit, sich zu entwickeln und zu wachen. Das trifft auch auf das Comboni-Institut zu, auch wenn Combonis Tod eine andere Phase mit einem ganz neuen Problemkreis auslöst.
P. Fidel González Fernández, mccj
Übersetzung: P. Eder Alois, mccj, Ellwangen

[1] Vgl. Fidel González, Die Bewegungen in der Kirchengeschichte von den Aposteln bis heute, Rizzoli, 2000.

[2] Der Ausdruck “säkular“ schließt bis zum Beginn des neunzehnten Jahrhunderts alle Formen apostolischen Lebens ein, die rechtlich nicht als Orden bezeichnet werden wie die Mönche, die Brüder und ähnliche. Die “Kongregationen”, die ab dem XVI. Jahrhundert gegründet wurden, werden ganz allgemein als “säkular” bezeichnet.

[3] Vgl. Congregatio De Causis Sanctorum, Danielis Comboni. Positio super vitae et virtutibus… (wird ab hier als D.C. Positio zitiert), 2 vol. Romae 1988. Die Bücher von P. Chiocchetta und A. Gilli sind grundlegend; von F. González, Daniel Comboni, Profeta y Apostol de Africa, Mundo Negro, Madrid 1985; Idem, Comboni en el corazón de la Misión Africana. El Movimiento misionero y la Obra comboniana:1846-1910, Madrid 1993.

[4] Die katholische Kirche des neunzehnten Jahrhunderts ist gekennzeichnet durch die herausragende Rolle der Frau im Leben der Kirche und die zahlreichen Neugründungen von weiblichen “neuen Instituten” (nicht mit den Begrenzungen des Ordenslebens, aber ähnlich den “Säkularinstituten”), die alle Bereiche sozialer Ausgrenzung abdecken. Diese neuen Gründungen werden das Recht der Ordensfrauen oder das gottgeweihte Leben „revolutionieren“.

[5] Regole von 1871, Kap. II, in D. Comboni, Scritti, 2650-2652.

[6] Vgl. Diözesandekret des Bischofs von Verona, Magno sane perfundimur gaudio, in ACR, sez. A, c. 25/14 (kalendis Iunii [1. Juni] an. 1867. Programm und Statut des Werkes des Guten Hirten, in ACR, sez. A, c. 25/14; Brief Bonus Pastor des Bischofs von Verona an die Bischöfe Italiens (6. März 1868), in ACR, sez. A, c. 25/14; Dekret des Bischofs von Verona zur kanonischen Errichtung des neuen Instituts vom 8.XII.1871, in ACR, sez. A, c. 25/20: in A. Gilli, L’Istituto Missionario Comboniano dalla fondazione alla morte di Daniele Comboni, pp. 359-378. Es folgen weitere Briefe des Bischofs an Pius IX. und an den Kardinalpräfekten von P. F. und andere Dokumente zum Thema.

[7] Unter “Institut” versteht man eine rechtlich-öffentliche oder private Körperschaft, die auf der Grundlage von organisatorischen Bedürfnissen und bestimmten Zielen errichtet wird: kirchliche Institute (religiöse, missionarische), Erziehungsinstitute, Krankenhäuser usw., Institut nach präzisen Gesetzen und Normen für festgesetzte Zwecke öffentlichen Interesses. “Kongregation” (congregare, wörtlich, vereinigen, “zu einer Herde vereinigen”), ist im katholisch-kirchlichen Bereich eine Gruppe von Personen, die sich aus religiösen oder weltlichen Motiven zusammentun. In der Ordensgeschichte hat der Begriff verschiedene Bedeutungen gehabt; eine davon bezieht sich nach dem neunzehnten Jahrhundert auf „Institut“ des gottgeweihten Lebens mit einfachen Gelübden; es handelt sich aber um keinen eindeutigen Begriff.

[8] D. Comboni, Regole dell’Istituto delle Missioni per la Nigrizia. Text von 1871, ibei P. Chiocchetta, Daniele Comboni: Carte per l’Evangelizzazione dell’Africa, EMI, Bologna 1978, SS. 250-251.

[9] Regole (1872), Kap. I, 1, ibidem, S. 276.

[10] Regole (1871), Kap. I, ibidem, S. 252.

[11] Vgl. D. Comboni, Regole (1871), Kap. I-II, bei P. Chiocchetta, Daniele Comboni: Carte per l’evangelizzazione dell’Africa, SS. 249-275.

[12] Regole (1872), Text bei P. Chiocchetta, Carte per l’evangelizzazione dell’Africa…, o.c.,S. 276, und bei A. Gilli, L’Istituto Missionario Comboniano dalla fondazione alla morte di Daniele Comboni, SS. 359-378.

[13] Sie entstanden, wie bereits gesagt, nachdem mit der französischen Revolution fast das ganze organisierte Ordensleben verschwunden war.

Gott will bei DEM zu Gast sein? – Treffen der CLM in Nürnberg

LMC Alemania

Beim Treffen der Comboni-Laien–Missionare ging es neben dem persönlichen Austausch vor allem um zwei Dinge: Welche Arbeitsschwerpunkte setzt sich die Gruppe im kommenden Jahr und was kann das Sonntagsevangelium vom Zöllner Zachäus uns heute unter einem missionarischen Blickwinkel sagen? Ausgangspunkt für die Schwerpunktsuche waren die Beschlüsse der Europäischen Versammlung der CLM vom August dieses Jahres in Vizeu, an der 4 CLM sowie Bruder Friedbert teilgenommen hatten. Quintessenz: 2017 will sich die Gruppe am Symposium „Missionsland Europa“ der Comboni-Missionare aktiv beteiligen und die Zusammenarbeit mit den MAZlern verstärken. Auch die Kommunikation untereinander wird intensiviert werden. Die Ergebnisse der Bibelarbeit brachten die CLM in den Sonntagsgottesdienst der Gemeinde St. Kunigund ein. Neben Arbeit, Gebet und Austausch wurde auch viel gelacht und ein peruanisches Getränk probiert.

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FEST DES HEILIGEN DANIEL COMBONI 10. OKTOBER

Comboni

„Wir alle werden sterben. Können wir Jesus etwas Geringeres anbieten, der doch für uns gestorben ist?“ (S 5822)

Liebe Mitbrüder,
Wir senden Euch herzliche Grüße, wo immer Ihr Euch befindet und Eure Missionsarbeit verrichtet, denn wir möchten Euch am Festtag unseres Gründers unsere Verbundenheit bekunden.

Kürzlich hat sich der Generalrat nach Limone begeben, um beim Abschluss des Generalkapitels der Comboni-Missionsschwestern dabei zu sein, und auf diese Weise auch die kanonische Visite der Gemeinschaften der italienischen Provinz abzuschließen.

Limone ist ja nicht nur ein herrlicher und anziehender Urlaubsort, sondern spricht vor allem uns an, die wir in die Spuren des heiligen Daniel Comboni getreten sind. Die Pfarrkirche zu besuchen, in der der Hl. Daniel getauft wurde und andere Sakramente empfangen hatte; das Haus zu betreten, dessen Mauern seine kindliche Stimme gehört hatten; durch die Zitronenanlage zu spazieren, in der einst der junge Daniel herumgelaufen war; den steilen Bergpfad hinaufzusteigen, der Limone mit anderen Dörfern verbindet; von der Höhe aus das hellblaue Wasser des Gardasees zu betrachten: all das hilft unserer Phantasie, seine Briefe und seine Welt zu verstehen, die allmählich sein Herz erfasste, und ihn für die Herausforderungen der afrikanischen Mission vorbereitete.

Verwalter eines Vermächtnisses

Limone war die Wiege und das Auffangbecken eines Traumes. Es ist interessant, von Bewohnern von Limone zu hören, was sie über ihren Landsmann, den Missionar und Bischof zu sagen haben. Man spürt, dass er inmitten jener Männern und Frauen weiterlebt und gegenwärtig ist, dass sie stolz auf ihn sind und er für alle ein Segen ist.

Das Fest, das wir demnächst feiern, kann auch uns zu der Frage anregen: Welchen Platz nimmt der Gründer in unserem Leben ein?  Wir sind die Verwalter eines Charismas, das wir von Gott durch den Hl. Daniel erhalten haben. Wie können wir an unseren Arbeitsplätzen von der gleichen Leidenschaft Zeugnis geben, von der er für die Mission erfüllt war? Ein solches Geschenk kann sich entfalten oder auch seine Kraft verlieren.  Es entfaltet sich, wenn wir unser Bestes geben, großzügig und unermüdlich arbeiten, um wie Comboni das Ideal des Reiches zu erreichen. Es wird an Kraft verlieren, wenn wir uns mit dem Erreichten zufriedengeben und unsere Gaben nicht miteinander teilen, sondern sie aus Angst, eine schlechte Figur zu machen, verbergen, oder weil es bequemer ist, auf unserem Platz zu bleiben anstatt weiterzugehen.

Trotz unserer Unterschiede die Einheit bewahren

Limone liegt am Fuß eines Berges. Der heilige Daniel aber hat in die Weite zu schauen vermocht und neue Horizonte gesucht. Er hat den Mut gehabt, seine bekannte Umwelt zu verlassen, und sich zu einem fernen Kontinent aufzumachen, von dem er nur von einigen durchreisenden Missionaren gehört hatte und den ihm seine jugendliche und vom Glauben erleuchtete Phantasie ausmalte. Comboni ist es gelungen, in den von ihm so verschiedenen Völkern eine andere Art von Schönheit zu entdecken. Er hat sich vom Leben und Schicksal vieler Männer und Frauen mitreißen lassen, die er als seine Brüder und Schwestern betrachtete. Wir sind auch aufgerufen, die Schönheit der Menschen zu entdecken, die mit uns zusammenleben und die wir an unseren Einsatzplätzen antreffen, trotz unserer Unterschiede, denn wir wissen, dass wir nicht lieben können, was wir nicht kennen.

Unsere Kongregation ist mehr denn je international, also katholisch, denn so hat uns der heilige Daniel von allem Anfang gewollt. Wie begegnen wir den Herausforderungen der Internationalität? Comboni hatte alle eingeladen, in der Mission mitzuarbeiten. Sind wir fähig, die gleiche missionarische Leidenschaft, die das Herz unseres Gründers bewegte und von der das letzte Generalkapitel spricht, weiterzugeben? Wir wollen mit Gott eine Beziehung der Verbundenheit leben und ihn mit den Mitmenschen an unserer Seite teilen. Wir wollen Leben und Geschichte im Lichte des Glaubens lesen und einen neuen Lebens- und Gemeinschaftsstil annehmen, der auf den Prinzipien der Evangelien beruht (KD 2015, 29).

Nach den Ausrichtungen des Generalkapitels leben

Sobald wir uns der Gabe bewusst werden, die gratis in unsere Hände gelegt worden ist,  können wir nicht umhin, Gott zu danken und uns ans Werk zu machen. Wenn wir danken können, erfüllt Freude unser Leben, denn wir werden Träger einer guten Botschaft auf den Spuren von Evangelii Gaudium,  wie uns das letzte Generalkapitel ans Herz gelegt hat.

Bei allen Treffen unserer verschiedenen Bereiche gehört es inzwischen zur Praxis, dass wir uns mit der Wirklichkeit, die uns umgibt, auseinandersetzen, um sie kennenzulernen und zu gewährleisten, dass unsere Arbeit gute Früchte hervorbringt, da sie sich an jenem konkreten   Ort inspiriert und das dortige Umfeld vor Augen hat. Wir durchleben zwar alle schwierige Momente und Herausforderungen, aber es ist uns das Versprechen gegeben worden, dass wir nicht allein sind. Hüten wir uns vor der Entmutigung. Wir wissen doch, dass uns nicht nur der Auferstandene begleitet wie die Apostel nach Emmaus (Lk 24), sondern uns auch Comboni mit seinem missionarischen Zeugnis befähigt, unsere Lebensstrecke zu beginnen: Ich will bis zum Tod auf meinem Posten aushalten (S 5329), trotz aller Hindernisse des Universums (S 5584).

Wir fragen uns am heutigen Festtag, wie wir bei unseren Tätigkeiten den spezifischen Comboni Stil gewährleisten können. Das Kapitel sagt uns: Es ist notwendig, das Zugehörigkeitsgefühl zu stärken, die Schönheit und Freude neu zu entdecken, eine wahre “Gemeinschaft von Aposteln” zu sein, die geprägt ist von tiefen, menschlichen Beziehungen. Wir sind berufen, vor allem unter uns die kulturelle Vielfalt, die Gastfreundschaft und das Zusammenleben mit unseren Unterschieden zu schätzen, in der Überzeugung, dass die Welt ein solches Zeugnis sehr notwendig braucht (KD 2015,33).

Die kleine Ortschaft Limone, wo der heilige Daniel das Licht der Welt erblickte, und die Stadt Khartum, wo er starb, erinnern uns alle daran, dass Gott Wundertaten vollbringen kann, wenn wir ihn in uns wirken lassen, so wie es unser Gründer vorgelebt hat.
Wir wünschen Euch allen ein frohes Fest.
Mit herzlichen Grüßen,
DER GENERALRAT MCCJ