Comboni Lainmissionare

Wir feiern unsere Talente und Erfahrungen als CLM (Teil 3)

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Statt des regelmäßigen Treffen der europäischen CLM in Polen, kamen wir zu einem digitalen Treffen zusammen. Der Titel “Wir feiern unsere Talente und Erfahrungen als CLM” sollte ein vielfältiges Programm und diverse Workshops ermöglichen. Sowohl Inhalte als auch Umsetzung der Workshops spiegelten die Vielfalt der CLM-Lebensweisen und Berufungen wider.

Der letzte Workshop am Tag der Talente und Erfahrungen der CLM wurde von den CLM aus Italien durchgeführt. Die italienischen CLM stellten eine Auswahl ihrer Projekte vor, die sie in verschiedenen Teilen des Landes entwickelt haben.

Die CLM-Gruppe in der Gemeinde La Zattera in Palermo bildet eine offene Wohngemeinschaft mit der Möglichkeit zur Aufnahme von Migranten. La Zattera ist ein Haus und Ort um gemeinsam Leben zu organisieren, sich auszuruhen und sich in die neue Gesellschaft zu integrieren.

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Die Projekte der CLM-Gruppen in Venegono die Projekte bieten Unterkünfte für verschiedene Flüchtlingsgruppen – von der Erstaufnahme bis zur letzten Anlaufstelle auf dem Weg in ein eigenständiges Leben in Europa.

Sie erläuterten  und betonten auch die Sensibilisierungsarbeit in den Schulen. Die Realität der Welt wird Kindern und Jugendlichen durch Bildungsaktionen nahegebracht, die an verschiedene Altersgruppen angepasst sind, manchmal mit dem Zeugnis von afrikanischen Migranten oder auch mit Besprechung eines Buches, das dazu beiträgt, die Realität einer sich wandelnden Gesellschaft und die Rolle jedes Einzelnen in dieser Gesellschaft, insbesondere der Jüngsten, besser zu verstehen und anzunehmen.

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Aus seiner besonderen Lebensform erzählt Simone von seinem Leben als CLM in einer Hausgemeinschaft der Comboni-Missionare in Castel Voturno. Das Zusammenleben mit den Ordensbrüdern hat sich nach seinem Auslandsaufenthalt mit der Zeit so ergeben und ermöglicht ihm Projekte der Comboni Familie zu begleiten. In seiner Arbeit im Projekt „Black and White“ geht es um Bildungs- und Freizeit-Angebote für Kinder von Migrant:innen, die obwohl sie in Italien geboren sind, nicht das Recht auf die italienische Staatsbürgerschaft haben, aber zugleich keinen Bezug mehr zur Heimat ihrer Eltern haben, weil sie selbst dort nie waren.

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Den Abschluss dieses intensiven Tages hatten einige spanische CLM vorbereitet. Ein einfaches Gebet in verschiedenen Sprachen, in dem wir dem Herrn alles, was wir geteilt haben, zu Füßen legen konnten sowie die Bedürfnisse all derer, denen wir dienen, und unsere Bereitschaft, den Weg unsere Berufung weiterzugehen. Mit dem Vaterunser in jeder unserer Sprachen schlossen wir diesen schönen Tag des Austauschs.

Unter die über dreißig zuhörenden CLM aus allen europäischen Provinzen, gesellten sich am Abend des Workshop-Tages auch einige CLM aus dem Globalen Süden. Einige andere konnten (u.a. wegen schlechter Internetverbindungen) nicht live teilnehmen, aber schlossen uns in ihr Gebet ein (wie sie in der gemeinsamen Whatsapp-Gruppe schrieben). Neue Ideen von anderen Initiativen haben uns gegenseitig ermutigt, weil wir an einer gemeinsamen Sache zusammen in der Bewegung der Comboni Laien Missionare verbunden und zusammen sind.

Wenn Sie auch von den Projekten der CLM aus Deutschland, Polen, Portugal und Spanien mehr wissen wollen, lesen Sie Teil 1 und 2 dieses Berichts.

Text: Alberto de la Portilla. Übertragung: Christoph Koch

Wir feiern unsere Talente und Erfahrungen als CLM (Teil 2)

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Statt des regelmäßigen Treffen der europäischen CLM in Polen, kamen wir zu einem digitalen Treffen zusammen. Der Titel “Wir feiern unsere Talente und Erfahrungen als CLM” sollte ein vielfältiges Programm und diverse Workshops ermöglichen. Sowohl Inhalte als auch Umsetzung der Workshops spiegelten die Vielfalt der CLM-Lebensweisen und Berufungen wider.

Der CLM-Workshop-Tag ging nach einer südeuropäisch langen, wohlverdienten Mittagspause am Nachmittag vielfältig weiter. Die portugiesischen CLM berichteten von einem Projekt in einer Gemeinde namens Fetais. Die CLM-Gruppe in Portugal beschloss im vergangenen Jahr eine Gemeinschaft in den Außenbezirken von Lissabon zu gründen. In einem Viertel mit großer Vielfalt, Migrant:innen aus den ehemaligen portugiesischen Kolonien in Afrika, aber auch Lateinamerikaner:innen und Menschen aus Asien leben sowie Sinti und Roma.

All diese große Vielfalt macht das Leben dort zu einer ganz besonderen Erfahrung. Zweifellos ein Schmelztiegel der Kulturen, der viel Reichtum mit sich bringt, aber manchmal auch viele Herausforderungen, die mit der Ausgrenzung zusammenhängen. Diese Erfahrung gab Anlass zu einer Debatte über die Rechte von Migrant:innen in der Europäischen Union, über die gemeinsame Politik, die die Einwanderung nicht erleichtert, und darüber, wie die ungleichen Anforderungen des einen oder anderen Landes dazu führen können, dass Menschen je nach der lokalen Gesetzgebung benachteiligt werden.

Im Workshop der spanischen CLM ging es um die Bedeutung der politischen Lobbyarbeit für unser missionarisches Handeln in Europa. In einer ausführlichen Präsentation wurden Zitate aus den päpstlichen Enzykliken und Konzepte der JPIC-Bewegung erläutert, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzt. Papst Franziskus ruft dazu auf, dass wir uns klar positionieren und ermutigt uns als Laien zu politischer Verantwortung: angefangen bei der Sensibilisierung der Menschen für Fragen der Gerechtigkeit, über Beispiele einer Gemeinwohl-Ökonomie bis hin zur politischen Einflussnahme auf Sorge um unseren Planeten und unsere Mitmenschen.

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Die Präsentation wurde von einem Beitrag von Schwester Benjamine begleitet und ergänzt. Sie sprach eindrücklich über die Arbeit von Talita Kum gegen Menschenhandel. Bruder Simone sprach über die Arbeit von VIVAT International und den Druck, den sie auf die UNO und Genf auszuüben versuchen, um die globale Politik zu ändern. Und Pater Lorenzo erzählte vom Kampf des Netzwerks Kirche und Bergbau gegen missbräuchliche Bergbauaktivitäten in Lateinamerika. Sie alle unterstrichen die Verantwortung und die Notwendigkeit der Arbeit in diesem Sektor, die wir in Europa haben.

Die beiden Workshops der CLM aus Portugal und Spanien betonten nochmals die politische Brisanz aber auch Aktualität der Themen Migration, Diversität, globale Ungerechtigkeit, Menschenrechte und Umweltschutz. Die „externen Beiträge“ verorteten die Themen die uns CLM beschäftigen nochmals in internationalen Netzwerken. Dadurch stärkte der gemeinsame Workshop-Tag Wissen aber auch Engagement für eine andere, bessere, friedlichere Welt. Wie vielfältig dies umgesetzt werden kann, zeigen die Beispiele der CLM-Gruppen in Italien, im Teil 3 dieses Berichts…

Text: Alberto de la Portilla. Übertragung: Christoph Koch

Wir feiern unsere Talente und Erfahrungen als CLM (Teil 1)

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Unter diesem weitschichtigen Titel veranstalteten die europäischen CLM am vergangenen Samstag einen gemeinsamen, vielfältigen Workshop-Tag mit diversen Einzelworkshops. Sowohl Inhalte als auch Umsetzung der Workshops spiegelten die Vielfalt der CLM-Lebensweisen und Berufungen wider.

Zunächst einmal möchten wir dem europäischen Komitee für die mehrmonatige Organisation dieses Treffens danken. Es war nicht einfach, aber am Ende hat es sehr gut funktioniert, und die Simultanübersetzungen haben es CLM aus verschiedenen Ländern ermöglicht, teilzunehmen und von allem, was ausgetauscht wurde, zu profitieren. In einem gemeinsamen Mural wurden die Aktivitäten und Diskussionsbeiträge des Tages online gesammelt.

Die Idee des Treffens war es, eine Vielfalt von Inhalten und Erfahrungen anzubieten, die den Interessen, Aktivitäten und Verpflichtungen sowie den Berufen und Berufungen entsprechen, die wir als CLM in Europa oder von Europa aus entwickeln.

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Das Treffen begann mit dem Beitrag der CLM aus Deutschland, die über ein mehrjähriges Projekt zum Thema Frieden berichteten. Es begannen mit der Unterstützung von Comboni-Projekten für die Entwicklung des Friedens im Sudan. Bei der Beschäftigung mit Projekt und Situation im Südsudan wurden die unterschiedlichen Perspektiven auf Frieden und Post-Konflikt-Situationen sichtbar. Gemeinsam hat die CLM-Gruppe verschiedene Konzepte zur Friedensbildung global und lokal recherchiert und daraus Plakate mit Anregungen zur Umsetzung einer friedlicheren Welt zusammengestellt. Derzeit werden diese übersetzt.

Im Anschluss daran ermutigten uns die CLM aus Polen, darüber nachzudenken, wie wir das Bewusstsein für unsere Arbeit schärfen und wie wir Mittel dafür aufbringen oder sammeln können. Sie betonten, wie wichtig es ist, Mitstreiter einzubeziehen und eine Verbindung herzustellen, die es uns ermöglicht, die Arbeit weiterzuverfolgen und zu unterstützen (z.B. über Freundesbriefe wie es die MaZler auch schon machen). Es wurden verschiedene Initiativen und Möglichkeiten vorgestellt. Anschließend wurden Initiativen aus anderen CLM Gruppen und Ländern vorgestellt, die bereits Früchte tragen.

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Im nächsten Workshop ging um Mission als Familie. Es war eine bereichernde Zeit, in der wir aus Erfahrung erzählten und reflektieren, was es bedeutet, als Familie in der Mission zu sein und wo das möglich ist (bzw. dass es auch Orte und Zeiten gibt, die sich für einen Einsatz als missionarische Familie weniger eignen).

Eine Herausforderung aber auch ein Missverständnis ist, scheinbar nicht alle Zeit allein für Missionsaktivitäten zu haben. Allerdings zeigen die Erfahrung der CLM, dass es bei Mission um ein Lebenszeugnis im Alltag geht und damit eben auch in einer zeitlich begrenzten Wirklichkeit – aber dafür von Familie-zu-Familie manchmal leichter verständlich. Auch für Kinder und Jugendliche ist ein CLM-Einsatz eine Bereicherung.

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Die Familiensituation verdeutlicht unsere Rollen als Laien und Christen.

Schon dieser Vormittag war sehr intensiv und der Austausch über unser unterschiedlichen Erfahrungen als CLM-Gruppen aber auch die diversen Talente als Comboni Laien Missionare eine Bereicherung.

Wie es am Nachmittag weiter ging, lesen Sie in Teil 2 …

Text: Alberto de la Portilla. Übertragung: Christoph Koch  

Die Laien und das Dienstamt

Laicado
Laicado

Die Laien und das Dienstamt/Ministerialità

  Wir versuchen, das Dienstamt aus dem Blickwinkel der Laien, insbesondere des Missionsberufs und des Comboni Missionars zu betrachten. Bevor wir uns aber vom Glauben her damit beschäftigen, wollen wir zuerst genau den Rahmen festlegen.

   Unser Leben wird auf den Kopf gestellt, wenn wir Jesus von Nazareth persönlich begegnen. Wir leben in einer Gesellschaft von vielen Männern und Frauen guten Willens. Jede Person hat ihre Prinzipien und Werte, die ihre Handlungen und lebenswichtigen Optionen bestimmen. Sobald wir uns Christus anschließen, gibt es in unserem Leben ein Vorher und ein Nachher. Wie die ersten Jünger, begegneten auch wir eines Tages Jesus. Unser Herz schlug höher und wir fragten: “Wo wohnst du?” “Komm und sieh”, war seine Antwort. In jenem Augenblick veränderte sich unser Leben.

  Viele Wege haben zu dieser Begegnung geführt. Für viele war es die eigene Familie; für andere die christliche Gemeinde, Freunde; andere sind durch gewisse Ereignisse auf diesen Weg aufmerksam gemacht worden… Die Wortklauberei ist natürlich sehr ausgeprägt. Ausschlaggebend sind aber letztlich die freie Antwort und deren Auswirkungen auf unser Leben.

  Es steht jedem frei zu antworten; niemand zwingt uns dazu; die Antwort ist ein Gnadengeschenk, mit dessen Hilfe unser Leben erneuert wird.

  Der Laie ist vor allem ein Jünger Christi. Er folgt keiner Ideologie. Es geht auch nicht nur um den Einsatz für berechtigte Anliegen, um einer neuen, gerechteren und würdevolleren Menschheit auf die Beine zu helfen. Man braucht auch nicht alle religiösen Vorschriften erfüllen, die uns in unserer Gottesbeziehung helfen. Christ sein heißt in erster Linie, Jesus nachfolgen; aus unserer Bequemlichkeit ausbrechen; uns auf den Weg machen; nur das Allernötigste mitnehmen, um unbeschwert, stets offen und verfügbar zu sein. Unterwegs wird uns Jesus klarmachen, welche Verantwortung er uns in der Verkündigung und beim Aufbau des Reiches anvertrauen will.

  Wir sprechen von einem Zustand ständiger Unterscheidung der Geister, was nichts anderes als ein Dauerdialog mit dem Herrn ist. Es gibt natürlich im Leben eines jeden Menschen besondere Augenblicke der Urteilsfindung. Dabei geht es um dessen zentrale Berufung: um den Ehestand oder den Missionsberuf oder um einen ganz konkreten Beruf, mit dem wir anderen helfen wollen, indem wir eine bestimmte Art von Studium oder von Arbeit wählen… Es ist grundlegend für jeden Menschen, ganz zu seinem Beruf zu stehen, sei er nun Krankenpfleger, Arzt, Lehrer, Manager, Anwalt, Erzieher, Sozialarbeiter, Politiker, Schreiner etc.

  Das sind entscheidende Momente im Leben von Jugendlichen oder von Erwachsenen. Neben diesen Augenblicken, die uns in schwierigen Zeiten auf unserem Weg unterstützen, wollen wir auch unterwegs Hörende bleiben. Wir wollen es uns nicht bequem machen. Im Leben gibt es immer wieder neue Herausforderungen und ergehen neue Anrufe Jesu an uns. Den Koffer griffbereit zu haben, gehört zum Missionsleben. Es ist unsere Aufgabe, Menschen und Gemeinden für eine bestimmte Zeit zu begleiten, dann uns aber wieder auf den Weg zu machen, denn der Aufbruch gehört zu unserem Wesen. Aufbrechen oder weiterwachsen. Wir bleiben nicht auf Jahre hinaus die Gleichen, wir merken, dass sich die Bedürfnisse ändern. Wir sind aufgerufen, unser Land zu verlassen, uns in andere Länder, zu anderen Kulturen aufzumachen… Neue Aufgaben, neue Verantwortungen werden uns übertragen, wir werden in unsere Heimat zurückgerufen. Das alles ist Teil unserer Berufung. In jedem Anruf, in jeder neuen Veränderung müssen wir versuchen die Pläne des Herrn zu verstehen, die er für uns bereithält. Warum schickt er uns auf einen anderen Erdteil oder ruft uns in die Heimat zurück, wo wir uns doch so wohl fühlten, so gut mit anderen zusammenarbeiteten und unsere Präsenz so wichtig war. Jetzt sollen wir von allem Abschied nehmen und anderswo neu beginnen…

  Warum spüren wir eine gewisse Unruhe in uns und stellen uns in Frage, sobald wir glauben, den endgültigen Hafen erreicht zu haben? Es ist die Stimme des Herrn, die sich bemerkbar macht. Mit ihm verbindet uns eine Freundschaft, die unser Wachstum fördert. Als Freunde gestalten wir gemeinsam das Leben und die neuen Projekte. Wir erleben stabile Zeiten, aber auch Zeiten neuer Herausforderungen. Wir sind nicht in der Welt, um auszuruhen, sondern uns am Leben zu freuen, und dafür zu kämpfen, dass auch andere sich freuen können.

  Wir antworten auf diesen Aufruf, aber machen uns nicht allein auf den Weg, sondern als Gemeinschaft. Wir sind keine Einzelgänger. Unsere Zugehörigkeit zur Kirche und zur Menschheitsfamilie ist Teil unserer christlichen Berufung. Als Mitglieder dieser Kirche fühlen wir uns zu einem gemeinsamen Dienst berufen. Als Comboni-Laienmissionare  (LMC) spüren wir diese Zugehörigkeit und nehmen unsere spezifische Berufung als gemeinsame Verantwortung wahr. Jeder ist persönlich gerufen worden, aber gleichzeitig auch als Gemeinschaft. Wir betrachten die Kirche als universales Sakrament der Erlösung, jeder von seiner Besonderheit her, seiner Gaben und seines Charismas, für die Verkündigung und den Aufbau des Reiches.

  Jesus ruft seine Jünger auf zu leben und den Weg in Gemeinschaft zu gehen. Wir sind uns bewusst, dass wir nur unter der Führung Jesus weiterkommen. Als Gemeinschaft brauchen wir jene tiefe Spiritualität, die uns mit Jesus, dem Vater und dem Geist verbindet. Das Gebet, das Glaubensleben und die Gemeinschaft werden für den CLM geistliche Nahrung und Lebensbezug.

Der Mittelpunkt der Mission in Comboni. Die Kirche im Dienst der Mission
  Für Comboni war die Mission der Mittelpunkt seiner Berufung und seine unerlässliche Aufgabe in der Kirche. Die hilfebedürftigsten Schwestern und Brüder erwarten von uns eine Antwort. Da diese sehr wichtig, aber auch sehr komplex ist, braucht nicht jeder für sich darauf zu antworten, sondern als kirchliche Gemeinschaft. Von allen Christen wird eine Antwort erwartet, unabhängig von der Stellung in der Kirche. Jesus ruft jeden zum Gehen auf. So komplex sind die Bedürfnisse der Menschheit von heute und so vielschichtig, dass der Geist Gottes in der Welt und in der Kirche verschiedene Berufungen und Charismen erweckt, die sich dieser Realitäten annehmen. Wer die Kirche mit dem Klerus und mit den Ordensleuten identifiziert, hat keine Ahnung von Jesus und hört nicht auf den Geist Gottes. Die Berufung zum Priestertum oder zum Ordensleben ist in ihrer Vielfalt für die Welt von grundlegender Bedeutung, steht aber nicht über dem Einsatz aller und eines jeden einzelnen Laien. Die Verantwortung der Kirche ist nicht nur an die Religiosität oder Spiritualität der Personen gebunden. Unsere Verantwortung ist auch sozialer, familiärer, ökologischer, pädagogischer, gesundheitlicher Natur usw., gemeinsam mit der ganzen Welt. Die alltäglichen Angelegenheiten sind auch Gottes Angelegenheiten. Die Aufmerksamkeit einem jeden Menschen gegenüber in seinen konkreten und globalen Bedürfnissen gehört zum Aufgabenbereich der Jünger Jesu. Dabei ist die Rolle der Laien, von Mann und Frau, von grundlegender Bedeutung, in materieller und geistlicher Hinsicht… so hatte es Comboni gesehen und so sehen es wir.

Comboni

Der Laie in der Welt

  In diesem allumfassenden Aufruf, der an uns ergeht, zeigt sich die Kirche als Referenzgemeinschaft. Sie ist der Ort, wenn auch nicht der einzige, wo man wieder zu Kräften kommt und sich stärken kann. Es ist Aufgabe der Laien, Wurzeln zu schlagen, die den Boden festigen und fruchtbar machen; Solidaritäts- und Beziehungsnetze aufzubauen, die die Gesellschaft, von der Familie her, die kleinen Wohngemeinschaften, sozialen Verbände, Unternehmen … miteinander verbinden. Wir bauen Netzwerke auf und fördern Beziehungen, Zusammenarbeit und Beschäftigung. Wir sind in diesen Netzwerken eingebunden, unterstützen sie und geben ihnen eine spirituelle Grundlage, damit sie sich in den Dienst der Menschen und insbesondere der Verwundbarsten stellen. Wir sind für alle da, aber unser Blick richtet sich vor allem auf die Ärmsten und am meisten Vernachlässigten, von denen Comboni sprach, auf die von der Gesellschaft Ausgeschlossenen. Dieser Blick ermutigt uns, die Peripherien aufzusuchen, denn von unten sieht man die Dinge anders. Wir dürfen uns nicht mit einer Gesellschaft zufrieden geben, in der nicht alle ein würdevolles Leben führen können, die den Besitz über das Sein stellt, der Konsum einen kranken Planeten verwüstet, der uns anschreit und unsere globale Verantwortung einfordert. Diese Vision, die unser Leben hinterfragen soll, ruft nach konkreten Taten.

  Die Berufung des Laien ist eine Berufung zum Dienst an der Menschheit. Für einige wird es ein kircheninterner Dienst sein. Wer in der Pfarrei mitarbeitet, ist aber nicht schon automatisch ein guter Laie, wenn er den Dienst an der Welt aus den Augen verliert. Gewisse interne Dienste sind notwendig, jedoch die Kirche muss hinausgehen. Mit Jesus auf die Straße gehen, von Stadt zu Stadt, von Haus zu Haus, um allen unterschiedslos zu helfen. Wir sind Salz der Erde, Hefe im Teig, … unser Platz ist in der Welt, um unseren Beitrag zu leisten. Wir dürfen nicht zu Hause sitzen bleiben, weil wir uns dort wohl fühlen und uns gegenseitig verstehen. Wir müssen hinausgehen. Die Kirche lebt nicht für sich selbst, sie ist eine Glaubensgemeinschaft, die Jesus nachfolgt und den Benachteiligten dient. Aus all diesen Gründen fühlen wir uns berufen, die Entwicklung der Gesellschaft (auch der christlichen) voranzutreiben.

Wie entsprechen wir als LMC dieser Berufung?

  Gegenwärtig wird in der Kirche viel über das Spezifische der Mission reflektiert. Welche sind oder sollten die spezifischen Dienste des Missionars sein, sobald die geografische Verbindung zur Mission, zwischen dem reichen Norden und dem zu entwickelnden Süden, wo es zum Teil große Ungleichheiten und viele Schwierigkeiten gibt, aufhört… Freilich gibt es auch in den sogenannten reichen Ländern Obdachlose, Zwangsmigration aufgrund von Armut, Kriegen und Verfolgungen. Der Klimawandel setzt der Menschheit immer mehr zu. Die COVID-19-Pandemie erinnert uns daran, dass wir eine globalisierte Menschenfamilie über alle Grenzen hinweg sind. Sie zieht uns alle gleichermaßen in Mitleidenschaft. Bis jetzt schien es, als könnte nur das Geld ohne Reisepass zirkulieren, die Viren können es auch.

  Nur in einer gerechten Welt können wir alle in Frieden und Wohlstand leben. Ungleiche Löhne, Auseinandersetzungen, maßloser Konsum, der die Pole schmelzen lässt, und Vieles mehr hat Auswirkungen auf die ganze Menschheit. Zäune und Polizei an den Grenzen, vor den Häusern oder Wohnsiedlungen der Wohlhabenden werden die Welt nicht besser machen, auch nicht für jene, die dahinter Zuflucht suchen.

  Nur unter diesem Blickwinkel sind Debatten und Reflexionen über das Spezifische des CLM in der heutigen Zeit hilfreich. Ich will jetzt keine theoretischen Überlegungen anstellen. Ich möchte nur mit einfachen Worten von einigen Einsätzen erzählen, bei denen wir mittun und unsere Berufung leben. Das ist unser Dienst/unsere Ministerialità, zu dem wir uns berufen fühlen. Es ist unsere konkrete Antwort und keine Theorie, die wir anbieten. Ich erwähne nur einige Beispiele, die uns Licht spenden können, andere bleiben verborgen. Nicht umsonst sind wir berufen, verborgene Steine zu sein.

  Seit mehr als 25 Jahren arbeiten unsere Mitglieder unter den Pygmäen und der Bevölkerung der Zentralafrikanischen Republik. Die Mehrheit der Bevölkerung betrachtet die Pygmäen als ihre Untergebenen. Wir sind Brückenbauer und tragen Verantwortung für eine Reihe von Grundschulen in einem Land, das schon mehrere Staatsstreiche erlebt hat und sich seit Jahren in einer Konfliktsituation befindet, die es der Regierung nicht erlaubt, ihren Verpflichtungen nachzukommen.

  In Peru begleiten wir Menschen an der Peripherie großer Städte, in neuentstehenden Stadtvierteln, in denen von den Anden kommende Indios ein Stück Land besetzen und sich ohne Strom, Wasser oder Kanalisation niederlassen. Es sind Familien, die um ein würdiges Leben kämpfen, ihre Dörfer verlassen haben, um sich und ihren Kindern in der Stadt ein besseres Leben zu ermöglichen. Es gibt viel Solidarität und Hilfsbereitschaft unter Nachbarn, aber auch Schwierigkeiten aufgrund von Alkohol, sexueller Gewalt oder des Zusammenbruchs von Familienstrukturen.

  In Mosambik arbeiten wir in der Ausbildung von Jugendlichen, die einmal mithelfen möchten, das Land voranzubringen. Es braucht Schulen für deren Berufsausbildung und Internate für deren Unterbringung während des Schuljahres, da sie von weit entlegenen Dörfern kommen. Diese jungen Menschen und die christlichen Gemeinden zu begleiten, ist ebenfalls Teil unserer Berufung.

  Wir arbeiten auch in Brasilien. Wir beteiligen uns im Kampf gegen die mächtigen Minenbesitzer, die die Bewohner vertreiben, die Flüsse oder die Luft vergiften, die Kommunikation unterbrechen durch kilometerlange Züge, mit denen die Mineralien weggeführt werden, ohne sich um die Umwelt oder das Wohl der Menschen zu kümmern.

  In Europa beteiligen wir uns an der Aufnahme von Migranten. Wir versuchen zurückzugeben, was wir einmal als Ausländer erhalten hatten. Wir sind verpflichtet, jene aufzunehmen, die vor Not oder Kriegen fliehen, für ihre Familien eine bessere Zukunft suchen, bei ihrer Ankunft aber nicht nur vor hohen Mauern aus Beton und Draht stehen, sondern auch vor Mauern der Angst und von Missverständnissen von Seiten der Bevölkerung. Wir bauen Brücken zu einer Bevölkerung, die sich weiterhin gastfreundlich und solidarisch zeigt, in sozialen und kirchlichen Organisationen präsent ist, sich mobilisiert, um ihre neuen Nachbarn willkommen zu heißen und zu integrieren. Wir heißen sie willkommen bei ihrer Ankunft, bieten ihnen Sprachkurse an, vermitteln ihnen Arbeit und Wohnung, begleiten sie zu den Behörden, erkennen ihre Würde, ihre Kultur und den Reichtum an, den ihre Präsenz für unsere neue Gesellschaft bedeutet, und versuchen, sie einer Welt zu vermitteln, die sie oft nicht versteht.

  Wenn Gesellschaft und Menschen versagen, dann wissen wir nicht mehr, was mit diesen Leuten anfangen. Sie in Gefängnisse zu stecken ist keine Lösung, denn solche Orte werden zu Brutstätten von Kriminalität und dienen deshalb nicht der erhofften Rehabilitation. Die in Brasilien entstandenen APAC breiten sich langsam aus. Es ist eine Art Absonderungssystem, in dem der Angekommene als Genesender und nicht als Häftling betrachtet wird. Er wird beim eigenen Namen gerufen und wird nicht als Nummer betrachtet. Er ist selbst für sein Leben verantwortlich. Es wird ihm geholfen, seine Fehler einzusehen, um Vergebung zu bitten und sich als aktives Mitglied wieder in die Gesellschaft einzuordnen. Die Gemeinschaft sucht ihren Beitrag zu leisten und ihre Söhne und Töchter zurückzuholen, die Fehler begangen haben. Sie haben ihren eigenen Türschlüssel und gemeinsam entdecken sie die Würde der Kinder Gottes, die Reue und ihren Wert als Personen für die Gesellschaft.

   Unsere Lebensweise in den reicheren Ländern saugt den erschöpften Planeten aus. Der internationale Handel macht viele arm und hilft nur wenigen… Sich für einen neuen Lebensstil einsetzen, ist unerlässlich, um die Paradigmen und Werte zu ändern, die allein das soziale Wohl und das Glück fördern können. Eine Gesellschaft, in der Besitz und Konsum über dem Sein stehen, braucht neue Lebensstile. Auf diesem Gebiet arbeiten wir in Europa mit. Wir schlagen neue Lebensstile vor, neue Arten von Einsätzen und treten für ein entsprechendes Verhalten in Konsum und Wirtschaft ein.

  Wir könnten uns auch um die Schulbildung von Jugendlichen am Rande unserer Städte bemühen, den Kranken beistehen und ihnen das barmherzige Antlitz und die Hand Gottes zeigen, Obdachlosen und Drogenabhängigen beistehen…

  Als Missionare müssen wir alle auf die Realität der globalisierten Welt aufmerksam machen, die gemeinsames Handeln und eine neue Positionierung erfordert. Unsere Aktionen, unsere kleinen Sandkörner bilden Berge, die wir besteigen können, um eine bessere Welt zu sehen und zu erträumen, zusammen mit den Leuten, mit denen wir den Alltag verbringen, die keinen Horizont und keinen Ausweg aus ihren Schwierigkeiten sehen. Wir wollen unseren Blick erheben, nach vorne schauen, um diesen Gruppen Mut einzuflößen und sie zu begleiten. Unser Platz ist dort, wo niemand hingehen will.

  Wir sind aufgerufen, uns gemeinsam den globalen Problemen zu stellen, uns zusammenzuschließen, Solidarnetze für die Menschen aufzubauen, die das gemeinsame Haus bewohnen, das jeden Tag kleiner zu werden scheint. In die Mitte wollen wir Jesus stellen, der unser Leben verändert hat. Gott ist für alle da. Wir fühlen uns verantwortlich, die Gute Nachricht zu verbreiten; Gott als den Lebendigen darzustellen, der unter uns wohnt, uns begleitet und uns nie verlässt. In jedem Menschen, im Bedürftigsten, in der Gemeinschaft wartet Gott auf uns, um unser Leben umzugestalten und uns glücklich zu machen. Gott wartet darauf, uns lebendiges Wasser zu reichen, das den Durst der Menschen stillt.

Der Herr stärke uns mit seiner Gegenwart, damit wir den Menschen beistehen und sie begleiten bis sie ihm begegnen.

LMC

Alberto de la Portilla, CLM